Von Daten zur Entscheidung

Die Wissenschaft und Strategie bei der Festlegung von Quoten im Naturschutz

Robust, kooperativ und wissenschaftlich fundiert. So kann man das Verfahren beschreiben, das das Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) für die Festlegung von Quoten in kommunalen Hegegebieten eingeführt hat. Der Leiter der Abteilung für Mensch- Wildtier-Konflikte und Naturschutzjagd im MEFT, Richard Fryer, ist für dieses Verfahren zuständig. Er erläutert, dass ein robusterer Prozess, der gegen die Kritik der Jagdgegner bestehen kann, erforderlich wurde. Um den Bedenken Rechnung zu tragen, ging Namibia zu einem wissenschaftlicheren und evidenzbasierten Ansatz über. Diese Änderung sollte die Glaubwürdigkeit der für die Jagd ausgegebenen Quoten erhöhen und gewährleisten, dass sie auf den besten verfügbaren Daten beruhen. Kirsty Watermeyer

Die Festlegung der Quoten wird vom Koordinierungsausschuss für die Quotenfestsetzung überwacht, der Teil der Abteilung Naturressourcenmanagement im Umweltministerium ist. Diesem Ausschuss gehören Vertreter des Direktorats für Wildtiere und Nationalparks, des Direktorats Wissenschaftliche Dienste und der Namibischen Vereinigung von Organisationen zur Unterstützung von Hegegebieten (NACSO) an. Naturschutzverbände und auch die Jagdbetreiber werden konsultiert“, erklärt Richard und fügt hinzu, dass ein einjähriger, intensiver Prozess eingeleitet wird, um die Quoten für einen Dreijahreszyklus festzulegen.

Er weist darauf hin, dass riesige Landstriche mit 86 Hegegebieten in unterschiedlichen Landschaften erfasst werden müssen. Deshalb, und angesichts der Tatsache, dass kein Budget für kostspielige jährliche Luftaufnahmen des gesamten Landes vorhanden ist, musste das Team einen neuen, wissenschaftlich fundierten Ansatz entwickeln. Das Ergebnis ist das derzeitige System. Es ist ein kooperativer und vielschichtiger Ansatz, der verschiedene Interessengruppen und Prüfungsebenen einschließt.

Das Verfahren umfasst spezielle Arbeitsgruppen für verschiedene Kategorien von Wildtieren: Elefanten, Raubtiere, in Feuchtgebieten lebende Arten und allgemeines Wild. Jedes Team wird von Experten geleitet, die Daten sammeln und auf Grundlage von wissenschaftlichen Untersuchungen und Beobachtungen vor Ort Empfehlungen unterbreiten.

ALS ERSTES DIE DATENERHEBUNG

Für die verschiedenen Arten werden unterschiedliche Ansätze zur Datenerhebung verwendet. Für Elefanten werden Daten aus Luftaufnahmen und anderen Quellen gesammelt. In Feuchtgebieten werden jährliche Wildzählungen mit Hubschraubern durchgeführt, um Daten über Arten wie Flusspferde und Krokodile zu sammeln. Die Quoten für allgemeines Wild, wie Springbock und Kudu, werden durch jährliche Wildzählungen ermittelt, die von den Hegegebieten mit Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen und regionalen Mitarbeitern des Ministeriums für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus durchgeführt werden.

Bei den Raubtieren gibt es unterschiedliche Ansätze. Über Löwen liegen in den Hegegebieten umfassende wissenschaftliche Daten vor, die bei der Festlegung der Quoten helfen. Für Arten wie Geparden und Tüpfelhyänen hingegen werden keine Quoten festgelegt, da die wissenschaftlichen Daten unzureichend sind.

DANN DIE BERATUNG UND ÜBERPRÜFUNG

Nach der Datenerfassung prüfen die Einsatzteams die Sammlungen. Die Datenergebnisse werden in technische Programme eingegeben, die Empfehlungen auf Grundlage von verschiedenen Faktoren berechnen. Dazu gehören Bevölkerungstrends, Umweltbedingungen wie Dürreperioden sowie andere Faktoren wie die ökologische Tragfähigkeit des Landes. Daraus ergibt sich eine erste Runde empfohlener Quoten, die dann mit den Hegegebieten und regionalen Mitarbeitern erörtert werden, um lokale Erkenntnisse zu sammeln und etwaige Bedenken auszuräumen. Dieser Beratungsprozess ist sehr wichtig, weil damit sichergestellt wird, dass die Quoten praktikabel sind und die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen.

Richard Fryer erklärt, dass die Quoten nicht auf Fällen von Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren beruhen. Es werde aber mit den Hegegebieten zusammengearbeitet, um deren Bedenken zu berücksichtigen und sie in die Prozesse einzubeziehen. „Wir legen keine Quoten für Tiere fest, für die uns wissenschaftliche Daten fehlen. So gibt es zwar umfangreiche Daten über Konflikte zwischen Mensch und Tüpfelhyäne, aber da wir die nötigen wissenschaftlichen Daten nicht haben, legen wir keine Quoten für Tüpfelhyänen fest. Wir werden von Naturschutzorganisationen gedrängt, Quoten für Tiere festzulegen, die in erhebliche Konflikte mit Menschen verwickelt sind, aber wir tun es nicht, solange die wissenschaftlichen Daten fehlen. Wenn es um Problemtiere und ihre Deklaration geht, gibt es andere Wege, die sich an der HWC (human-wildlife conflict) Politik orientieren.“

Der Prozess folgt einem anpassungsfähigen Managementansatz, bei dem die Anzahl der Entnahmen auf der Grundlage der gesammelten Informationen und Feedbackschleifen festgelegt wird. Und, wie Richard erklärt, „der Prozess ist in dieser Phase sehr kooperativ. Jeder Teamleiter geht hinaus und berät sich mit verschiedenen Personen, darunter Naturschutzorganisationen, Jagdveranstalter, Forscher und Experten vor Ort. Dann kommen sie zurück und diskutieren die Ergebnisse erneut im Team“.

Zu den weiteren Bereichen, die bei der Ausarbeitung der Empfehlungen berücksichtigt werden, gehören die Überprüfung von Umweltfaktoren wie Dürreperioden und die Bewertung der Trophäen-Qualität. „Wenn die Qualität der Trophäen nachlässt, ist das ein Warnzeichen, auf das wir achten. Deshalb überwachen wir auch Dinge wie die Schädelmaße von Leoparden oder das Stoßzahngewicht von Elefanten.“

Für einige Arten, wie zum Beispiel die an die Wüste angepassten Elefanten, werde nie eine Quote ausgegeben, betont Richard Fryer. Namibia halte sich an die internationalen Bestimmungen des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES), das die Anzahl der Trophäen, die ausgeführt werden dürfen, begrenzt.

UND ZULETZT: GENEHMIGUNG UND FINALISIERUNG

Nachdem die Empfehlungen zusammen mit den Hegegebieten geprüft worden sind, werden die empfohlenen Quoten einem technischen Lenkungsausschuss vorgelegt, der sich aus hochrangigen Beamten und Experten zusammensetzt. Wenn die Quoten genehmigt werden, werden sie dem Umweltminister zur endgültigen Absegnung vorgelegt. Erst nach der Genehmigung durch den Minister werden die Quoten offiziell festgelegt.

Zu diesem letzten Schritt gehört die Quotenzuteilung für jede Tierart. Das heißt, es werden Empfehlungen ausgesprochen, wie viele Tiere für die Trophäenzuteilung freigegeben werden dürfen – von der traditionellen Behörde und von den Hegegebieten für den Eigengebrauch.

Das namibische Verfahren zur Festsetzung von Quoten für die Trophäenjagd ist ein umfassender und wissenschaftlich fundierter Ansatz, der darauf abzielt, ein Gleichgewicht zwischen Naturschutzzielen und nachhaltigem Wildtiermanagement herzustellen. Durch die Einbeziehung zahlreicher Interessengruppen und eine strenge Datenanalyse will Namibia sicherstellen, dass seine Jagdquoten sowohl verantwortungsvoll als auch transparent sind. Dieser Prozess unterstreicht Namibias Engagement für den Schutz seiner Wildtiere und gleichzeitig seinen Umgang mit der komplexen Dynamik der Trophäenjagd.

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2025 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.

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