Drei Oldies Auf Der Suche Nach Einem Bullen

Ich mag alte Dinge. In meinem Haus habe ich eine Holzschnitzerei aus einer flämischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert, einige Zinnkrüge aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und eine neuseeländische Pfeife aus der Zeit des letzten Krieges. Mein übliches Jagdgewehr ist eine Heckler und Koch .308 aus den frühen 1970er Jahren, die ich aus dem Nachlass eines Freundes von Erich Honecker, dem einstigen kommunistischen Parteichef der DDR, erworben habe. Piet van Rooyen

Kürzlich kam ich in den Besitz einer deutschen 7,9x57JS-Mauser aus dem Ersten Weltkrieg. Das Gewehr befindet sich noch im Originalzustand und wurde 1916 in Spandau hergestellt, was ihm eine Provenienz von vor fast 110 Jahren verleiht. Wie mir scheint, war es im Krieg in Ostafrika im Einsatz. Wahrscheinlich war es an einen der Askaris von Oberst von Lettow-Vorbeck ausgegeben worden. Gegen das Licht gehalten sah die Laufzüge gut aus, es gab keine Anzeichen von Rost oder Lochfraß. Ich testete das Gewehr mit tschechischer Militärmunition aus den frühen 1950er Jahren, die ich in einer Original-Munitionskiste bei Rosenthal Guns in Windhoek bekam. Das Gewehr hatte einen Rückstoß wie ein keilendes Maultier und machte eine Menge Lärm, aber mit dem richtigen Gehörschutz und einer gewissen Desensibilisierung der Schulter gewöhnte ich mich daran. Nach ein paar Anpassungen an der Visierung war es auf dem Schießstand auf meiner Farm punktgenau eingestellt, und das Geschoss hatte auf hundert Meter eine Streuung von nur fünf Zentimetern.

Meine Suche nach alten Dingen führte mich auch zu einem Willys Jeep der Nachkriegszeit, dem so genannten Flatfender-Typ, den ich in einem Hinterhof in Rehoboth fand. Der Willys brauchte etwas Liebe und Pflege, aber nachdem ich seine Antriebswelle neu geschweißt, von einigen unnötigen Extras befreit, die Öldichtungen des Motors ausgetauscht und die Lenkung etwas angepasst hatte, läuft er wie neu. Der Willys ist ideal geeignet, um auf der Suche nach Wild das felsige Gelände auf meiner Farm zu bezwingen, aber er hat keinen richtigen Laderaum für etwas Größeres als ein Warzenschwein. Vom Schrottplatz einer benachbarten Farm, die kürzlich an einen neuen Besitzer aus Europa verkauft wurde, holte ich einen kaputten Eselskarren, den wir langsam wieder auf die Räder stellten. Ich koppelte ihn als Flachbettauflieger an das Heck des Willys. Bei einem Waffenhändler in Windhoek besorgte ich mir ein Päckchen moderner Sellier & Bellot- Munition für die Mauser, die ich auf dem Schießstand testete und noch bessere Ergebnisse als mit der Militärmunition erzielte. Nun waren wir bereit für eine Jagd.

Die felsigen Hügel am nördlichen Ende meiner Farm sind ein idealer Lebensraum für Kudus. Oft treffe ich Kühe mit Jungtieren in einer Gruppe von bis zu fünfzehn Stück an. Ab und zu gesellt sich ein einzelner Bulle zur Paarung zu ihnen. Vor allem in den Wintermonaten, während der Brunftzeit, kommen die einzelnen Bullen aus den Bergen, wo sie geruht und gefressen haben, um dann die Kühe zur Paarung zusammenzutreiben.

In dieser Gegend finde ich manchmal auch ältere Bullen, einzeln oder in einer Junggesellengruppe. Üblicherweise schieße ich keine Kudubullen, denn mit meinem Nachbarn habe ich vereinbart, ihm die Kudus für seine inflationäre Preise zahlenden Trophäenjagdkunden zu überlassen. Aber mit Gewehr und Blechkiste bereit zum Losrumpeln, beschloss ich, dass ich diese gute Gelegenheit nicht einfach verstreichen lassen konnte. Ich vergewisserte mich, dass die Batterie des Willys voll aufgeladen und der Tank gefüllt war. Mit meinem treuen Begleiter Mannetjie /Uirab als Späher und Fährtenleser machten wir uns auf die Suche nach einem Tier, das wir jagen konnten.

Das Gelände ist steinig, größtenteils mit Quarzit übersät, mit kleinen Granitkuppen, die über die Landschaft verteilt sind. Bäume sind rar. Nur hier und da steht eine einsame Hakendorn-Akazie, ein Rosinenbusch oder Hirtenbaum in der Landschaft. Kudu-Bullen ruhen sich in der Hitze des Tages gerne im Schatten dieser Bäume aus, wo sie nur schwer auszumachen sind. Deshalb warteten wir auf den späten Nachmittag, bevor wir vom Farmhaus aufbrachen. An zwei Stellen musste ich den Allrad einschalten, um den dicken Sand im Gaub-Trockenflusslauf zu durchqueren, der vom Gamsberg und von den Hakos-Bergen herunterkommt, aber der Willys machte alles mit.

Gerade als wir den ersten markanten Fels-Aufschluss umrundeten, tippte mir Mannetjie auf die Schulter: „Ich glaube, ich habe die Hörner eines Tieres im Sonnenlicht aufblitzen sehen, gleich hinter den Felsen dort drüben“, sagte er. Ich reichte ihm das Fernglas, und tatsächlich, nach einigem Scharfstellen der Linsen sagte er mit Überzeugung im Ton: „Kudu-Bulle!“

„Welch ein Privileg, in diesem Alter noch jagen zu können, und das obendrein noch mit offener Visierung, mit guten Begleitern, mit einem Gewehr, das schon Blut geleckt hat, und mit einem klassischen Jagdfahrzeug der alten Schule.“

Ein Vorteil des offenen Willys ist, dass man schnell aussteigen kann, und ohne irgendwelche Türen zuschlagen zu müssen. Schon im Voraus hatte ich gelernt, eine Art taktische Rolle von hinter dem Lenkrad sitzend auf den Boden zu machen. Es war eine einzige fließende Bewegung, mit knirschenden Gelenken und schmerzenden Muskeln, aber dennoch. Mannetjie war bereits ausgestiegen und wartete auf mich. Mit der Karosserie des Willys als anfängliche Deckung konnten wir uns hinter einige Felsen begeben, von wo aus wir uns unbeobachtet bis auf 50 Meter an den Bullen heranpirschten. Von dort aus konnten wir beobachten, wie er mit einer einzelnen nervösen Kudukuh beschäftigt war. Zu unserem Glück war sie durch seine Possen so abgelenkt, dass auch sie nicht im Total-Wachsam-Modus war.

Ich brachte mich auf der breiten, flachen Oberfläche der Felsen in Position und stellte mich darauf ein, den Abzug zu drücken. Doch just in dem Moment, als ich den Bullen im Visier hatte, begann meine Brille vom Schweiß im Gesicht zu beschlagen. „Hier, nimm das!“ zischte ich Mannetjie zu. Jetzt, ohne meine Brille, war allerdings alles unscharf. „Gib mir meine Brille zurück!“ wies ich den geduldigen Mannetjie an.

Inmitten von alledem nahm die Kuh eine verdächtige Bewegung von uns wahr und zog zügig den Hang hinauf in Richtung eines dichten Hakendorngebietes. Zu unserem Glück war der Bulle so sehr auf die Kuh konzentriert, dass er die Gefahr nicht bemerkte. Er verharrte in etwa hundert Metern Entfernung, offenbar ahnungslos, warum seine Dame so plötzlich geflohen war. Das gab mir die Zeit, die ich brauchte, um sorgfältig zu zielen und den Abzug zu drücken. Er fiel, wo er stand.

Es dauerte eine Weile, den Willys dorthin zu bringen, wo der Bulle niedergegangen war, aber das Laden ging reibungslos und schnell, auch wenn nur wir beide die gesamte Manpower verkörperten. Die niedrige glatte Ladefläche des Eselswagens war bestens geeignet, um den Kudu darauf gleiten zu lassen und mit Spanngurten zu sichern.

Und wo ist der dritte Oldie? Ach so, das bin ich. Hätte ich fast vergessen. Mit 71 Jahren und nach ein paar Notreparaturen unter Narkose fühle ich mich immer noch wie ein junger Mann, aber der Kalender sagt mir etwas anderes. Welch ein Privileg, in diesem Alter noch jagen zu können, und das obendrein noch mit offener Visierung, mit guten Begleitern, mit einem Gewehr, das schon Blut geleckt hat, und mit einem klassischen Jagdfahrzeug der alten Schule.

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2025 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.

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