Kurtz nach Mittag kamen wir bei Elandpro Safaris an, wo uns Familie Breedt von der Farm Mooilaagte mit großer Freundlichkeit und Gastfreundschaft empfing. zum Mittagessen wurde Boerewors auf dem Feuer gegrillt, dann machten wir uns auf den Weg zum Schießstand, um uns zu vergewissern, dass die Gewehre richtig eingestellt waren, bevor wir in den Busch aufbrachen. Auf die 100 Meter entfernte Zielscheibe schossen mein Vater und ich beide mit der .375 H&H, die wir ins Veld mitnehmen würden, und alles saß haargenau. Jetzt wussten wir, dass der Erfolg nur von uns abhing.
Bevor es zu spät am Nachmittag wurde, wollten wir noch schauen, ob wir frische Eland-Spuren finden konnten. Nachdem wir eine Weile gefahren waren, hielten wir an und Gerrit und Ben, der Fährtenleser, begutachteten verschiedene Spuren. Wir begaben uns auf eine Fährte, die einige Stunden alt war und im Dickicht verschwand. Dichter Busch und dicker Sand machen es in dieser Gegend sehr schwierig, Elenantilopen zu Fuß zu verfolgen – umso spannender ist die Pirsch. Die Spuren führten immer wieder windabwärts, so dass die Elenantilopen alles wittern konnten, was hinter ihnen auftauchte. Damit wurde die Herausforderung für uns noch größer. Nach einiger Zeit konnten wir sehen, dass sich die Elenantilopen in Trab gesetzt hatten: Ihre Spuren waren keine gut geformten Abdrücke mehr, sondern verteilten sich verwischt im Sand. Vermutlich hatten sie unsere Witterung aufgenommen. Inzwischen stand die Sonne schon tief am Horizont und wir beschlossen, Freierbend zu machen.
Am nächsten Morgen um 6 Uhr brannte bereits das Feuer in der Lapa. Kaffee und Zwieback standen bereit, um uns für das bevorstehende Abenteuer zu stärken.
Bald waren wir wieder im Veld, auf frischen Spuren. Zu Fuß machten wir uns abermals auf die Suche nach diesen geradezu unsichtbaren Tieren. Gerrit beim Folgen einer Fährte zuzusehen ist wie zu beobachten, wie ein verzwicktes Puzzle von einem Superhirn gelöst wird: es gibt so viele verschiedene Spuren, die sich überschneiden und kreuzen, und für das ungeübte Auge sehen sie alle gleich aus. Im wahrsten Sinne des Wortes auf der Spur zu bleiben und zu wissen, dass wir den Elenantilopen immer näher kamen, machte das Ganze zu einem noch unglaublicheren Erlebnis. Zwar stand der Wind wieder nicht zu unseren Gunsten, aber wir ließen nicht locker.
Frische Losung und abgekaute Blätter deuteten darauf hin, dass wir immer näher kamen. Es schien, als seien die Elenantilopen gleich hinter den nächsten Büschen. In diesem dichten Busch war die Sicht jedoch sehr begrenzt. Im nächsten Moment hörten wir, wie die Herde weniger als 20 Meter von uns entfernt durch das Mopane- Gebüsch prasselte und zu unserer Linken weiter in die Ferne davongaloppierte. Wieder hatten die Antilopen unsere Witterung aufgenommen, und wir standen dumm da.
Wir beschlossen, unser Glück anderswo auf der Farm zu versuchen. Es dauerte nicht lange, da hatten Gerrit und Ben von der Ladefläche des Cruisers auch schon frische Spuren ausgemacht. Als wir ausstiegen und uns in den Busch aufmachten, hörte ich nicht weit entfernt das Knacken von Mopane und wusste, dass die Elenantilopen jetzt in der Nähe waren. Zum ersten Mal stand der Wind zu unseren Gunsten. Konnte es sein, dass sich unser Glück mit dem Wind gewendet hatte?
Durch Sand laufen ist mühselig, und es begann bereits heiß zu werden. Im dichten Busch, ohne Wind, fühlte sich die Luftfeuchtigkeit noch viel schlimmer an. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon rund 5 km zurückgelegt. Wir drängten weiter vorwärts, Gerrit folgte denselben frischen Spuren, und wir bemerkten immer mehr Anzeichen dafür, dass sich unser Abstand zu der Herde verringerte. Wir hielten kurz an, und Gerrit ermahnte uns, so leicht und leise aufzutreten wie nur möglich. Wir sollten uns auf jeden Schritt konzentrieren, um die Stöckchen und trockenen Blätter zu vermeiden, die überall verstreut lagen, und wir sollten uns nicht nach den Elenantilopen umschauen. Das war seine Aufgabe.
Zu diesem Zeitpunkt schlug mir das Herz bis zum Hals, und mein Atem wurde immer schwerer. Nicht wegen der anstrengenden mühsamen Fortbewegung, sondern weil wir jetzt jeden Moment auf die Herde stoßen konnten. Schließlich erreichten wir den letzten Block, wo die Elenantilopen vorbeikommen würden, bevor sie den Farmzaun erreichten. Mir war klar, dass sie hier sein mussten und dass unsere Chance gekommen war, den Kampf zu gewinnen. Der Wind stand immer noch günstig, so dass wir unser Tempo beschleunigten. Als wir das Ende des besagten Blocks fast erreicht hatten, bat uns Gerrit zu warten, während er langsam aus dem Busch trat und per Fernglas die Zaunlinie nach den Elenantilopen absuchte. Er kam zurück und teilte uns mit, dass sie tatsächlich da waren, aber noch zu weit weg. Wir mussten näher an sie herankommen. Also weiter durch den Busch.
Als Gerrit dann erneut den Kopf reckte, um zu sehen, wie nahe wir herangekommen waren, flüsterte er mir hastig zu, ich solle mich beeilen, sie seien auf dem Weg. Ich wollte nach den Schießstöcken greifen, aber Gerrit sagte, ich solle sie einfach liegen lassen und mich hinknien. Alles begann sehr schnell zu gehen. Ich bewegte mich zum Rand des Buschdickichts, kniete mich hin und hob die 375 H&H an meine linke Schulter, den rechten Ellbogen auf das Knie gestützt. Ich hatte entsichert und schaute durch das Zielfernrohr. Durch das Gebüsch hindurch konnte ich diese große blaue Brust sehen, die mein Zielfernrohr auszufüllen begann. Das Eland war keine 15 Meter entfernt und bewegte sich langsam auf uns zu. Selbst mit dem festen 4x-Zielfernrohr konnte ich nichts als die Brust sehen. Keinen Kopf, keinen Körper. Ich wusste, das war der perfekte Bulle.
Ich richtete mein Zielfernrohr auf die erste Öffnung im Gebüsch, wo die Brust der Elenantilope zum Vorschein kommen würde. All mein Adrenalin hatte meinen Körper verlassen, ich war laserscharf nur noch auf den Augenblick konzentriert. Als der Bulle heraustrat, zog ich langsam den Abzug. Er kam von rechts und ich zielte auf die Mitte der linken Seite seiner Brust. Ich wusste, dass es ein guter Schuss war. Zum Nachladen stand ich auf. Im nächsten Moment kam dieser tonnenschwere Koloss direkt auf uns zu und taumelte durch den Sand und die Büsche genau in die Richtung, in der Gerrit und ich standen. Jetzt war er weniger als 10 Meter entfernt. Ich war darauf vorbereitet, erneut zu schießen, aber Gerrit meinte, das sei nicht nötig. Er zog mich zur Seite, um der nahenden Dampflok auszuweichen. Ein dichtes Gebüsch zwischen uns brachte den Eland-Bullen glücklicherweise vom Kurs ab, und er taumelte weiter in den Busch hinter uns.
Da sagte mein Vater, wir sollten nachsehen, ob der Rest der Herde noch da war, damit auch er zum Zug kommen könnte. Er schnappte sich die Schießstöcke und brachte sich in Position. In einer Entfernung von rund 250 Metern trottete eine Gruppe von etwa acht Elenantilopen von uns weg. Mein Vater wartete an den Stöcken… auf einen kurzen Pfiff hin hielt einer der Bullen inne und drehte sich zu uns um. Er war leicht nach links abgewendet, und mein Vater platzierte einen sicheren Schuss. An der Reaktion des Bullen konnte ich erkennen, dass es ein guter Schuss war. Auch dieser Bulle verschwand im Gebüsch.
Wir folgten zuerst dem Bullen, den ich zur Strecke gebracht hatte, und stießen bald auf eine Schweißspur im Sand. Das enorme Tier lag etwa 50 Meter weit im Busch. Das Gefühl, diesen Riesen nach so mühevoller Pirsch schließlich erlegt zu haben, lässt sich nicht in Worte fassen. Und es war einfach unbeschreiblich, diesen Moment mit meinem Vater und meiner Familie teilen zu können.
Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Bullen, den mein Vater geschossen hatte. Bald fanden wir seine herrliche Beute in etwa der gleichen Entfernung im Busch. Zwei Schüsse und zwei Elenantilopen – wir waren definitiv zwei glückliche Jäger.