Einige Worte über NAPHA liefern wertvolle Hintergrundinformationen und einen Kontext für die Bedeutung und den Auftrag des NAP. NAPHA vertritt die These, dass die nachhaltige Trophäenjagd ein wesentlicher Bestandteil des Naturschutzes ist. Der Verband weist darauf hin, dass Namibia im Bereich Naturschutz eines der führenden Länder in Afrika ist.
Sowohl der Bestand an Wildtieren als auch ihre Vielfalt haben sich seit den 1960er Jahren verdoppelt. Auf der Website von NAPHA wird geltend gemacht, dass in Namibia siebzig bis achtzig Prozent aller Wildtiere auf Privatland leben. Der Verband führt diesen Tatbestand auf die Trophäenjagd zurück. NAPHA hat es sich zur Aufgabe gemacht, ethisches Verhalten und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten und zu fördern, und das Jagdgewerbe für heutige und künftige Generationen zu sichern.
Die kurze Geschichte des Nature Awareness Project beginnt 2014, als Isabelle Fourie ein Projekt mit dem Titel Back to Nature ins Leben rief. Isabelle veranstaltete Aktivitäten in freier Natur, Unternehmungen und Vorträge für Dutzende von Kindern der Waldorfschule Windhoek, um ihr Lernen über die Natur zu fördern und ihnen zu zeigen, wie der inzwischen vielstrapazierte Begriff nachhaltige Nutzung auf die Tier- und Pflanzenwelt angewendet wird. Das Komitee Hunters Support Education nahm Isabelles Projekt 2019 unter dem Dach von NAPHA auf und gab ihm den Namen Nature Awareness Project.
Die übergreifende Mission oder Vision dieser Programme war, wie Gudrun erklärte, Respekt für die Natur – „Namibias Schatz“ – zu vermitteln. Die Programme wurden ausgeweitet, gewannen an Vitalität und Finanzierung und wurden als Nature Awareness Project zu einer eigenständigen Einheit zusammengefasst.
Das Nature Awareness Project verfolgt diverse ehrgeizige Ziele und nutzt verschiedene Social-Media-Kanäle und praktische Exkursionen, um junge Menschen für Namibias natürliche Umwelt zu begeistern. Diese Ziele werden durch Bildungsprogramme, geistige Disziplin innerhalb eines ethischen Rahmens, Respekt vor der Natur und Selbstdisziplin erreicht. Der Fokus auf Namibias verfassungsrechtliche Grundlage für die ethische und rechtliche Verpflichtung zur nachhaltigen Nutzung und zur langfristigen Erhaltung der Lebensfähigkeit der Natur ist ein zusätzlicher Bestandteil des kultivierten Ethos der Wertschätzung der Natur, der möglicherweise allein Namibia zu eigen ist.
Die namibische Verfassung rechtfertigt nicht nur das Ethos des Auftrags des NAP, sondern unterstützt auch die intellektuelle und rechtliche Legitimität seiner Arbeit. Namibias Verfassung wurde 1990 verabschiedet. Der für diese Diskussion relevante Paragraf 11 definiert die Grundsätze der Staatspolitik. Teil dieses Paragrafen ist Artikel 95, der Bestimmungen über die Förderung des Wohlergehens des Volkes enthält.
Die konkretisierende Bestimmung, die dem Naturschutz und der Bestätigung der Arbeit und des Auftrags des NAP Vitalität und Ausstrahlung verleiht, ist die Richtlinie, dass der Staat „das Wohlergehen des Volkes aktiv zu fördern und zu erhalten hat, indem er unter anderem eine Politik verfolgt, die auf Folgendes abzielt: Abschnitt l: Erhaltung […] der biologischen Vielfalt Namibias und Nutzung der natürlichen lebenden Ressourcen auf nachhaltiger Basis zum Wohle aller Namibier, der jetzigen wie der zukünftigen.“
Wie in der oben zitierten Verfassungsklausel angedeutet, und dem engagierten NAP-Team sehr wohl bekannt, kann die nachhaltige Grundlage für den Schutz der Wildtiere schwerlich umgesetzt werden, wenn es das zu erhaltende Tier- und Pflanzenleben nicht mehr gibt.
Schon ein flüchtiger Blick auf die Website des Nature Awareness Project veranschaulicht die verschiedenen Plattformen, die zur Umsetzung seiner Ziele genutzt werden. Zu der Liste dieser Plattformen und Praktiken – die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt – gehören die Nutzung digitaler Plattformen und Lehrvideos, die herausragende Bedeutung von Lehrausflügen mit Kindern, die Vermittlung der praktischen Anwendung von nachhaltiger Nutzung durch ein breites Spektrum von Unternehmungen und Ausflügen, sowie die Einführung von Kindern in die enorme Vielfalt der namibischen Tierwelt im Rahmen der Vermittlung von Respekt für ihre Existenz und ihren Wert für die ökologische Kette des Tierreichs.
Natürlich tauchen Probleme auf, weil es der jüngeren Generation an Bewusstsein und Bildung in Bezug auf die Natur und die natürlichen Ressourcen mangelt. Wie Gudrun ausführte, hat zudem eine wachsende Zahl von Namibiern, vor allem aufgrund der Verstädterung, kaum eine oder gar keine Vorstellung, worum es beim Naturschutz geht. Diese Probleme sind universell.
Gudrun erläuterte die synergetische Qualität des Engagements der Kinder für die Natur. Sie hob hervor, dass Kinder, die an den NAP- Projekten teilnehmen, ihre eigenen Naturschutzwerte schaffen und sich gegenseitig inspirieren. Die Vision des Nature Awareness Project – Zurück zur Natur finden – mit Leben zu füllen, erfordert harte Arbeit: nicht nur den Aufwand, Unternehmungen zu organisieren, sondern auch die Geduld und die sprachliche Kompetenz, um die Natur und zugegebenermaßen komplexe Konzepte wie nachhaltige Nutzung einem jungen Publikum zu erklären. Als Beweis dafür, dass NAP diese Fähigkeiten beherrscht, zeigte Gudrun in ihrer NAPHA-Präsentation Beispiele des positiven Feedbacks auf die Unternehmungen des Projekts und machte die Zuhörerschaft auf die Erfolgsbotschaften aufmerksam, die für Jugendliche in den Videos auf der NAP-Website enthalten sind.
Die Stimmen der Kinder, die an den Programmen teilgenommen haben, veranschaulichen höchst eloquent die Fähigkeit von NAP, sie für die Natur zu begeistern und zu inspirieren. Die Freude, die beispielsweise von einem Mädchen zum Ausdruck gebracht wird, kann als Metapher für die Vision von NAP dienen, andere Jugendliche zu bereichern: ihre Dankbarkeit dafür, dass sie das Glück hatte, an einem der NAP-Bildungsprojekte teilnehmen zu können, drückt die Schülerin mit der scharfsinnigen Bemerkung aus, „viele Kinder in den Städten haben nie die Möglichkeit, in die Natur hinauszukommen oder Tiere wie ein Pferd zu berühren“.
Die teilnehmenden Kinder fühlten sich befähigt und erklärten, dass sie stolz darauf sind, „der Natur helfen zu können“. Der Kommentar eines Schülers veranschaulicht die Kraft, die NAP jungen Menschen verleiht: „Jetzt habe ich gelernt, dass ich etwas bewirken und die Welt verbessern kann.“ Die Einsichten in die Natur und das Ökosystem können recht grundlegend sein, wie die rührende Erkenntnis dieses Schülers zeigt: „Ich habe heute gelernt, wie wertvoll Wasser ist und dass wir sparsam damit umgehen müssen, weil Menschen, Tiere und Pflanzen ohne Wasser nicht leben können.“
Die Schüler und Schülerinnen berichten, dass sie gelernt haben, ohne Gefahr ein Feuer zu entfachen und verschiedene Wildtiere und ihre Spuren zu bestimmen. Einen ausgesprochen urigen Kommentar lieferte ein Schüler, der stolz seine neu erworbene Fähigkeit, Wildlosung zu identifizieren, zum Besten gab.
NAP wurde als Reaktion auf die Tatsache gegründet, dass ein hoher Prozentsatz der namibischen Kinder nicht mit der einheimischen Fauna und Flora oder der nachhaltigen Nutzung des Wildes und dem Naturschutz vertraut ist. Für die jungen Menschen, deren Leben durch die NAP-Programme berührt wurde, werden die Ergebnisse des von ihnen Gelernten und ihre Inspiration wie Geigenklang über den Generationen schweben.
Ob das Melken von Kühen oder das Anlegen eines nachhaltigen Gartens in den Projekten und bei Exkursionen gelehrt wird, oder ob man etwas über den Wert von Schlangen für das Gleichgewicht der Natur und die Verwendung ihres Giftes durch die Pharmaindustrie zur Rettung von Menschenleben lernt – jeder Moment, jede Lektion, jede scheinbar unzusammenhängende Tatsache ist mit den vereinenden Themen Kausalität, Pflicht, Konsequenzen und Empfindlichkeit der Natur verbunden. Dinge geschehen, oder geschehen nicht, aus erkennbaren Gründen. Was wir gestern hatten, ist keine Garantie für morgen und wird nicht nachhaltig sein, wenn wir uns nicht mit Wissen, moralischem Willen und harter Arbeit für die Erhaltung und Verbesserung der Umwelt und für das Leben ihrer Bewohner einsetzen.
„Bildung ist die einzige Möglichkeit, die Natur zu schützen“, sagte Gudrun bei ihrer Präsentation auf der Jahreshauptversammlung von NAPHA. Wenn man genau hinhörte, konnte man jedoch erkennen, dass sie die Realität zum Ausdruck brachte, dass mehr als Bildung nötig ist, um die Natur zu schützen. Viele Menschen, die sehr gebildet und gut informiert sind, tun nichts, um die Natur zu schützen oder den Naturschutz voranzutreiben. Viele Menschen sind sich der Empfindlichkeit der Natur bewusst, aber auch sie tun nichts zu ihrem Schutz. Bildung und Bewusstsein sind notwendig, aber nicht ausreichend, um den Umgang mit der Natur zu lenken.
Anlässlich der Jahreshauptversammlung betonte der Präsident von NAPHA, Axel Cramer, im Gespräch mit mir: „Bildung ist nicht genug, Sensibilisierung ist nicht genug“. Das mag kontraintuitiv erscheinen, denn immerhin ist Bewusstsein das mittlere Wort im Namen des Nature Awareness Project. Doch aus praktischer, realpolitischer Sicht hat Axel recht. Bewusstsein zu haben ohne zu handeln, ist moralisch und praktisch bedeutungslos. Axel sagte aufschlussreich: „Bewusstsein ist nicht das endgültige Ziel des NAP, sondern der Anfang. Bewusstsein ist nur das Sprungbrett.“ Vielleicht sollte NAP in Nature Action Project umbenannt werden, denn nur durch Handeln wird der Respekt vor der Natur zum Leben erweckt und die nachhaltige Nutzung von Tier- und Pflanzenwelt verwirklicht.
Der Präsident des Dallas Safari Club, Tim Fallon, war zu Gast auf der NAPHA-Jahreshauptversammlung 2022. Er fasste Gudruns Präsentation mit dieser vorausschauenden Beobachtung zusammen: „Gudrun hat die Wahrheit auf den Punkt gebracht. Wenn man eine lebendige Zukunft für Wildtiere will, muss man jetzt daran arbeiten, die Zukunft zu schaffen, die man anstrebt. Tugendhafte Zukünfte entstehen nicht zufällig.“
Die NAP-Mitarbeiter wissen natürlich, dass diese Kinder die Führungspersönlichkeiten von morgen sein werden und dass sie nur durch ihr Wissen in der Lage sein werden, die künftigen Herausforderungen zu meistern. Doch in Gesprächen mit mir räumten Gudrun und Axel ein, dass neben Bewusstsein und Bildung auch die Eigenschaften Motivation, Handlungswille, Zivilcourage und kompetenter Fleiß erforderlich sind, um die Ziele von NAP zu erreichen.
Abstrakte Philosophie und gute Absichten müssen in greifbare Taten umgesetzt werden, wenn tugendhafte Ziele erreicht werden sollen. Unter der hervorragenden Leitung des NAP-Teams – Gudrun Heger, Barbara Rogl, Isabelle Fourie und Nadja Geiger – ist die Organisation zu einem Vehikel geworden, das Bewusstsein in Aktion umsetzt. Erwähnenswert ist, dass das Team des Nature Awareness Project alles auf freiwilliger Basis tut. Es werden keine Gehälter gezahlt. Spenden sind willkommen. 2022 wurde das NAP- Team zum dritten Mal in Folge mit dem NAPHA-Preis für das Aktivste Mitglied ausgezeichnet.
Das Nature Awareness Project vermittelt jungen Menschen ein Gefühl von Pflicht und Verpflichtung, ein Gefühl der Verantwortlichkeit. Bezeichnenderweise inspirieren Gudrun und das NAP-Team die Jugendlichen zu der Erkenntnis, dass sie Teil von etwas sind, das größer ist als sie selbst; dass Wissen, harte Arbeit und Selbstdisziplin dem Leben einen Sinn und eine Tiefe geben, die die transzendenten Indikatoren für ein gut gelebtes Leben sind. Das Projekt ermöglicht es den jungen Menschen, sich selbst in einen prächtigen Wandteppich einzuweben, der ihre Bemühungen, ihr Land, ihre Verfassung und Namibias Reichtum an Tieren und Pflanzen vereint. Meine Glückwünsche an das Nature Awareness Project, denn es trägt dazu bei, dass Namibia zu einer größeren Lebenskraft erblüht.