sie erklimmen könnte. Der Boden bröckelte unter unseren Füßen, Dornen rissen an meinen Schienbeinen, und jeder Schritt fühlte sich mühsamer an als der vorherige. Meine Beine wurden bleischwer, meine Schultern pochten unter dem unerbittlichen Gewicht der Gewehrs, mit jedem Schritt verstärkte sich die Last, als wollte die Waffe mit dem Knochen verschmelzen.
Immer wieder foppten uns die Spuren, zogen uns weiter durch die flirrende Hitze, bis die Hoffnung zu schwinden begann. Wieder und wieder stießen wir auf Kühe mit ihren Kälbern – unmöglich. Dann wieder endete die Spur bei Elefanten, deren lange Stoßzähne in der Sonne glänzten, so dass wir gezwungen waren, umzukehren und von vorn zu beginnen. Die Aussichtslosigkeit nagte an mir – Durst schabte in meiner Kehle, Schweiß brannte in meinen Augen, das Summen der Tsetsefliegen war eine gnadenlose Qual.
Einmal stürmte ein junger Bulle aus dem Mopane-Gebüsch hervor und täuschte einen Angriff vor. Sein Trompeten zerriss förmlich die Luft. Er hielt abrupt inne, Staub wirbelte, und mir blieb fast das Herz stehen.
Es war an einem dieser endlos langen Tage – als die Sonne nur langsam unterging und unsere Erschöpfung in die Länge zog, und sich der immer schmaler werdende Pfad zurück zum Truck durch Klettengras schlängelte – da geschah es. Eine gewaltige Kuh, das Kalb eng an ihre Seite gedrückt, trat vor uns aus dem Busch.
In diesem Augenblick veränderte sich die Welt.
Die Luft wurde dick, fast flüssig. Im Busch wurde es still, die Geräusche verstummten, bis ich nur noch meinen Puls in den Ohren pochen hörte.
Da war sie – massig, unruhig, ihre Haut grau und rissig, Augen, die mit einem heißen, beunruhigenden Feuer glänzten.
Das war’s. Du hast Kinder. Du hast Verantwortung. Du kannst ihr nicht entkommen. Du kannst sie nicht besiegen.
Ich fühlte mich kleiner als je zuvor. Ausgelaugt. Machtlos. Keine eigene Waffe. Nur das pure ausgeliefert Sein, das schwere, geliehene Gewehr, das in meine Schulter schnitt, und Keiths ruhige Silhouette neben mir. Mein Leben reduziert auf sein Urteil, seine Stetigkeit, seinen Abzugsfinger.
Dann kam der Angriff.
Der Boden bebte, als wich die Erde selbst vor ihrem Zorn zurück. Die Luft rauschte heran, trug ihren Staub und ihren Moschusgeruch, das gutturale Grollen ihrer Wut. Keiths Gebrüll durchdrang es, er schleuderte seine Stimme wie eine Waffe auf die sich nähernde Masse. Sie ergoss sich donnernd und verzweifelt, und doch durchzogen von einer seltsamen Zärtlichkeit – fast ein Flehen, fast ein Gebet.
Aber die Elefantenkuh verlangsamte sich nicht. Sie fürchtete sich nicht. Sie hörte nicht auf die Stimme.
Meine Brust verkrampfte sich. Mein Herz hämmerte so heftig gegen meine Rippen, dass ich dachte, es müsste jeden Moment zerspringen. Meine Beine zuckten, ich wollte fliehen. Jeder Instinkt schrie: Umdrehen. Fliehen. Überleben.
Nicht danebenschießen. Um Gottes Willen, nicht danebenschießen Zehn Schritte. Staub kocht in der Luft. Mein Mann an meiner Seite, ruhig wie ein Fels. Ich hingegen: meine Lunge brennt, jeder Muskel ist angespannt zwischen Kampf und Flucht.
Nie zuvor war Angst so laut gewesen.