Anfangs ging die Verfolgung nur langsam voran, aber ich erinnere mich, als die Spur heiß wurde, wie ich mich den Fährtenlesern an die Fersen heftete und den Schweiß der Hyäne an meinen Schienbeinen spürte, während wir durch das Gestrüpp eilten. Dann wiederum kamen wir erneut nur langsam voran, weil die Hyäne in Erdferkelbauten verschwand und wir zu graben anfingen, um die Gänge zu öffnen – nur um Stunden später festzustellen, dass die Hyäne bereits durch einen zweiten Ausgang verschwunden war. Und weiter ging die Verfolgung. Am Ende war die Hyäne fast dorthin zurückgekehrt, wo wir am Morgen aufgebrochen waren, und mein Vater konnte sie von ihrem Elend erlösen. Das alles war in meinem jungen Alter eine prägende Erfahrung und eine Lektion in Sachen Ausdauer und nicht locker lassen.
Sieben oder acht Jahre später begleite ich meinen Vater auf einer Elefanten-Safari. Es war ein langer Tag, den wir zu Fuß auf der Suche nach Elefanten verbracht haben. Auf dem Rückweg stoßen wir auf ein kapitales Warzenschwein, das am späten Nachmittag auf einer kleinen Lichtung bricht. Der Jäger zielt auf den Keiler und trifft. Doch das Warzenschwein geht nicht zu Boden, sondern flüchtet in den Busch. Da die Sonne bereits untergeht, können wir die Spur im schwindenden Licht nicht lange halten und beschließen, am nächsten Morgen zurückzukommen.
Früh an jenem Morgen erhalte ich den Auftrag, zusammen mit zwei Fährtenlesern dem verwundeten Warzenschwein zu folgen, derweil mein Vater mit dem Jäger und anderen Fährtenlesern die Elefantenjagd fortsetzt.
Die erste Stunde lang können wir der Fährte relativ leicht folgen. Der Sand ist weich und es ist etwas Schweiß da, wenn auch nicht viel. Dann jedoch wird der Boden härter und es ist fast kein Schweiß mehr zu sehen, nur alle paar Meter ein Tropfen. Wir kommen nicht wirklich voran. Obendrein treffen die Spuren des Keilers auf die einer Bache, und beide verschwinden in einem Erdferkelbau.
Ich erinnere mich, dass ich ein Wiedererleben der oben geschilderten Hyänengeschichte hatte und bereits davon ausging, dass wir zu graben beginnen müssen. Die Fährtenleser – die an jenem Tag hervorragende Arbeit leisten – sind jedoch der Meinung, dass das Warzenschwein nicht so schwer verwundet wurde und nur für die Nacht in den Bau gegangen ist. Deshalb umkreisen wir das Gebiet und finden bald den Abgang und winzige Tropfen trockenen Schweißes. Das Warzenschwein scheint nicht in allzu schlechter Verfassung zu sein, und als es auf Mittag zugeht, beschließen wir, nicht viel mehr Zeit mit der Nachsuche zu verbringen.
Nach einer weiteren halben Stunde wird der Sand wieder weicher und die Vegetation verändert sich.
Wir bewegen uns auf eine Wasserstelle zu und beschließen, dort mit der Nachsuche aufzuhören, es sei denn, wir finden zuvor das Warzenschwein wider jeglicher Erwartung. Während wir das Vorgehen unterwegs auf der Fährte besprechen, kommen wir an eine Stelle, an der auf einer großen Fläche der gesamte Boden aufgewühlt ist. Kleine Büsche sind entwurzelt: Hier hat vor nicht allzu langer Zeit ein mächtiger Kampf stattgefunden. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass das Warzenschwein mit einem großen männlichen Leoparden zusammengestoßen ist, der es natürlich zu fangen versucht hat. Nach den eindeutigen Beweisen zu urteilen, muss es ein ziemlich heftiger Kampf gewesen sein, und wir wissen noch nicht, ob der Leopard gewonnen hat oder ob der Keiler entkommen ist.
Wir versuchen herauszufinden, wohin sich der Kampf verlagert hat. Kurz darauf gelangen wir zu dem toten Warzenschwein, das halb verborgen unter den niedrigen Ästen eines großen Busches liegt. Wir nähern uns mit äußerster Vorsicht, da wir nicht sicher sein können, ob sich das Raubtier nicht noch unter dem Busch befindet – tut es nicht. Wir ziehen „unsere“ Beute unter dem Busch hervor. Der Leopard hat kaum etwas gefressen. Er muss so erschöpft gewesen sein, dass er erst einmal ruhen wollte, wahrscheinlich sogar in der Nähe. Es tut mir leid, dass wir ihm seine Beute wegnehmen. Zumal die Kugel nur die Brust durchschlagen hatte, ohne lebensbedrohlichen Schaden anzurichten.
Nachdem wir unsere belegten Brote gegessen haben, überlegen wir, wie wir am besten vorgehen sollen, um das Fleisch und die Trophäe den langen Weg zurück zum Jagdwagen zu bringen. Wir beschließen, das Warzenschwein an den Beinen an eine lange Stange zu binden. Zwei von uns würden abwechselnd das schwere Tier tragen, während der dritte unseren Rucksack und die Eingeweide schulterte. Jeder von uns hatte noch einen weiteren Gegenstand zu tragen, sei es eine Wasserflasche oder ein Gewehr.
Und so beginnt der lange Rückweg. Das Warzenschwein schlenkert von links nach rechts und, da ich beim Tragen vorne laufe, tropft Blut auf meine Waden und in meine vellies (Wildlederschuhe). Der beste und der schwierigste Teil einer erfolgreichen Jagd.
Die Fährtenleser haben mehr zu schleppen, weil sie kleinwüchsig sind und das Gewicht mehr auf ihnen lastet. Aber wie üblich kommt keine einzige Beschwerde über ihre Lippen, und ich nehme mir ein Beispiel an ihnen. Lehren wenn man mit ursprünglichen Jäger-Sammlern jagt.