Vor zehn Jahren habe ich mich mit meiner Mutter Isabelle auf einen Weg begeben, der einer einfachen Erkenntnis folgte. Ein Klassenkamerad hatte kühn behauptet, dass alles Fleisch aus dem Supermarkt stamme. Ich war verblüfft. Zum einen, weil es mir in ulkiger Weise naiv vorkam, zum anderen, weil ich das Glück hatte, auf einer Farm aufzuwachsen, umgeben von Natur und zwei Berufsjägern.
Diese scheinbar ahnungslose Bemerkung wurde die Grundlage für ein Projekt, das uns sehr am Herzen liegt: die Jugend zurück zur Natur zu bringen. Wir wollen die Kluft zwischen den “Stadtkindern” und der freien Natur überbrücken. Also traten wir mit einer Idee an die Schule heran. Warum sollten wir unseren Klassenausflug nicht nach Osema Gusinde verlegen und dabei noch ein paar wichtige Tipps einstreuen?
Endlich war der Tag gekommen. Meine Mutter und ich waren angenehm überrascht, wie sich die Schüler – von uns liebevoll Stadtkinder genannt – veränderten. Sie ließen sich voller Begeisterung auf das Erlebnis ein. Stellen Sie sich 24 Schüler vor, die sich gemeinsam an ein Gnu heranpirschen und es jagen. Es war ein herrlicher Anblick, und der Enthusiasmus war ansteckend.
Am meisten beeindruckten mich die Auswirkungen dieses Erlebnisses. Zuvor war die Natur ein fernes Konzept für die Schüler, jetzt wollten sie plötzlich unbedingt mehr erfahren. Sie bombardierten uns mit Fragen. Und auch nach dem Ausflug blieben sie neugierig. Irgendetwas hatte bei ihnen geklickt.
Die Veränderungen waren spürbar. Vielleicht hatten diese Stadtkinder die Natur früher schlichtweg übersehen. Jetzt scheuten sie keine Mühe, Müll aufzusammeln und anderen die Bedeutung bestimmter Pflanzen zu erläutern. Es war ermutigend, diesen Wechsel der Perspektive zu sehen.
Die Wirkung war eindeutig, auch wenn sich nicht alle einen naturbezogenen Beruf aussuchten. Von den 24 Schülern wählten drei eine Karriere im Tourismus. Einer ist ein ausgebildeter Koch, ein anderer leitet eine Lodge und der dritte ist ein erfolgreicher Buchungsagent. Diese Ergebnisse hatten wir nicht erwartet. Wir verfolgten mit großer Freude, wie sich unser kleines Projekt ausbreitete.
Was mich betrifft, so bin ich nun wieder auf einer Farm und bereite mich auf ein neues Abenteuer vor. Nächstes Jahr möchte ich meine Zulassung als Jagdführer bekommenund freiberuflich tätig werden.
Der Werdegang unseres Projektes war im wahrsten Sinne des Wortes eine wilde Fahrt. Am meisten hat es sich gelohnt, den Wandel in unseren Klassenkameraden zu beobachten. Heute möchte ich Sie alle dazu ermutigen, sich auf die Natur einzulassen. Treten Sie aus Ihrer Komfortzone heraus – wer weiß, vielleicht entdecken Sie ja eine Leidenschaft, von der Sie bisher gar nichts wussten.