Ich bin mit der Jagd aufgewachsen. Seit meinem ersten Geburtstag verbrachten wir Monate am Stück in den Großwild- Jagdkonzessionen meines Vaters, rings um den Khaudum-Nationalpark. Das einfache Leben in einem elementaren Zeltlager bescherte mir und meinen Geschwistern eine Kindheit, die so unbeschwert war wie man es sich nur vorstellen kann – etwas, das heute zu einer längst vergangenen Zeit gehört.
Solange ich denken kann, habe ich mich für die Jagd interessiert. Als Kind habe ich mit meinen San-Kameraden immer Jagdspiele gespielt, bei denen wir imaginäre Elefanten am Rüssel zurück ins Lager schleppten.
Zu meinem 5. Geburtstag bekam ich ein Daisy Luftgewehr, und von da an konnte ich sogar auf etwas Richtiges jagen. Meine erste erfolgreiche Jagdbeute war ein streng geschützter Rotbauchwürger. Mein Vater war nicht erfreut und erklärte mir, dass diese Art tabu sei. Danach haben wir den kleinen Vogel in Alufolie mit Zwiebel und Apfel über dem Feuer gegart. Jage nur, was du essen willst, und iss, was du gejagt hast – eine wichtige Lektion für einen jungen Jäger.
Meine Jugend verbrachte ich hauptsächlich mit Jagen – in jeder erdenklichen Weise – sei es in der Jagdkonzession oder auf der Farm meines Vaters in den Erongo-Bergen. Klippdachse wurden meine Hauptbeute in den Bergen. Zwar verzehrte ich nicht alle Dassies, die ich erbeutete (sie wurden dem Damara geschenkt, der damals Bauarbeiten auf der Farm erledigte), aber ich sammelte ihre recht beeindruckenden kleinen „Hauer“. Meine „Weltrekord“-Trophäe hängt immer noch in meinem Kinderzimmer.
Schon bald wechselte ich zu größeren Tieren. Als ich 10 Jahre alt war, erlegte ich auf einem Jagdausflug mit meinem Vater und dem Vater meiner Mutter einen prächtigen Springbock- Bock in der Doro !Nawas-Konzession.
Es dauerte nicht lange, bis ich dafür zuständig war, die Wildbret-Rationen für die Farmarbeiter zu beschaffen – vor allem, wenn mein Vater in den Großwildkonzessionen war und meine Mutter alle paar Wochen kam, um nach der Farm zu schauen. Ich befand mich in einer sehr „blutrünstigen“ Phase meiner Jagdkarriere und konnte nicht genug bekommen. Auch meine ersten bewussten Fehler bei der Jagd machte ich in dieser Zeit. Rückblickend eine sehr wertvolle Zeit in meiner Entwicklung als Mensch und als Jäger.
Als ich 17 war, gab mir mein Vater die großartige Gelegenheit, am Ende der Jagdsaison einen „Non-trophy“-Elefanten zu jagen. Nach wie vor ist es eine der härtesten und besten Jagderfahrungen, an die ich mich erinnern kann.
Es war Ende November und die ersten Regenfälle der Saison hatten gerade eingesetzt. Eine unglaublich beschwerliche, schwüle Hitze war allgegenwärtig. Wir jagten im Nyae Nyae Hegegebiet und verbrachten einige Tage damit, den Süden der Jagdkonzession zu erkunden, ohne einen geeigneten Bullen auszumachen.
Am vorletzten Tag stießen wir an der Wasserstelle in der Nähe des Camps auf die Spuren eines Elefantenbullen. Wir vermuteten zunächst, dass er nach Osten zog. Während die San-Fährtenleser den Spuren folgten, wollten mein Vater und ich die Entfernung etwas abkürzen und fuhren dorthin, wo der Bulle nach unserer Einschätzung die nach Norden verlaufende alte Militärschneise kreuzen würde. Doch der Bulle hatte sich kurz nach der Wasserstelle Richtung Norden zum Khaudum-Nationalpark (etwa 20 km nördlich) gewandt. Wir ließen das Jagdfahrzeug an der Militärschneise stehen und folgten den Spuren. Die Hitze war brutal, und meine Füße waren voller Blasen, die vom Einlaufen meiner falschen vellies am Vortag stammten. Der Elefant zog in eine generelle nördliche Richtung, aber in Halbkreisen, wenn er Wurzelknollen fraß oder einen geeigneten Platz zum Ruhen suchte. Ich erinnere mich immer noch an die schlimmen Rückenschmerzen, die ich vom vielen Laufen hatte, vermutlich wegen der unbequemen, harten Schuhe.
Alle paar Kilometer musste ich meinen Rücken strecken und beugen, damit die Schmerzen erträglich blieben. Aber an Aufgeben dachte ich nie. Am späten Vormittag näherten wir uns einem lehmigen Gürtel mit dichter Vegetation. Er zog sich von Ost nach West durch die ansonsten meist eintönige Buschsavanne, und wir vermuteten, dass der Bulle dort im kühlen Schatten die heißesten Stunden des Tages verbringen würde. Doch stattdessen wanderte er fast schnurstracks durch den Gürtel und wieder ins offene Buschland. Vielleicht war für ihn der bedeckte Himmel genügend Schutz vor der Sonne. Der Bulle ließ auch die Dickichte aus Terminalia prunioides links liegen, die sich über die Landschaft verteilten. Wir befürchteten schon, dass er den Nationalpark erreicht haben könnte, als wir ihn plötzlich weniger als 2 km vor der Parkgrenze einholten. Mit dem Donnern der .416, die ich bei mir trug, und der .404 meines Vaters ging der alte Bullen zu Boden. Eine surreale Pirsch war zu Ende. Ich war erschöpft, aber ich fühlte auch eine unglaubliche Demut nach diesem Erlebnis. Was für eine Jagd.
Allerdings war sie noch nicht vorbei. Wir waren meilenweit vom Jagdfahrzeug entfernt. Die alte Militärschneise war relativ nah, und mein Vater sagte, ich solle mit einem der San zurückgehen und das Fahrzeug holen, während er mit den anderen Fährtenlesern auf mich warten würde.
Der 45-minütige zügige Fußmarsch durch die einigermaßen abwechslungsreiche Buschsavanne zur Militärschneise war ganz nett, aber die endlosen Kilometer entlang der Schneise nach Süden wurden mit jedem Schritt anstrengender. Kan//ah, der Fährtenleser, der mich begleitete, hatte bereits all sein Wasser getrunken; meine Flasche war noch etwa 3/4 voll. Ich bemühte mich, so lange wie möglich durchzuhalten, aber nach einer Stunde, immer an der Militärschneise entlang, musste ich ein paar Schlucke nehmen. Ich bot auch Kan// ah Wasser an, aber er lehnte höflich ab. Nach einer weiteren Stunde trank ich erneut – wir passierten gerade das Dörfchen N!otscha-Kai, etwa einen Kilometer von der Militärschneise entfernt – und bot Kan//ah erneut davon an, aber er lehnte abermals ab. Ich trank meine Flasche aus, denn ich wusste, dass wir jetzt näher am Jagdfahrzeug waren als an der Stelle, wo die anderen warteten, und dass sich auf dem Fahrzeug ein 25-Liter-Kanister mit Wasser befand, von dem der Fährtenleser auch endlich ohne Vorbehalte trinken konnte. Das letzte Stück war qualvoll für mich, aber ich wollte jetzt nicht anfangen zu klagen. Irgendwann erreichten wir schließlich das Jagdfahrzeug und ich schüttete mir Wasser über den Kopf und trank so viel ich nur konnte. Kan//ah stand einfach auf der Ladefläche des Fahrzeugs und nahm keinen einzigen Schluck. Unglaublich. Wieder was dazugelernt.
Per Fahrzeug erreichten wir die anderen im Nu, und zusammen mit den anderen Fährtenlesern labte sich Kan//ah nun endlich an ein paar Schlucken Wasser.
Diese Erinnerung ist ein großer Teil dessen, was mich als Jäger und Mensch ausmacht. Ich habe viel gelernt, als ich mit großartigen Jägern im Busch unterwegs war und Wild verfolgte oder aufspürte. Ich könnte viele Geschichten über eine Jagdkarriere erzählen, die noch in den Kinderschuhen steckt. Doch das würde den Rahmen dieses Essays sprengen und den Rahmen von dem, was ich vermitteln möchte. In meinen frühen Zwanzigern änderte sich meine Einstellung zur Jagd. Es begann für mich mehr und mehr um das Erlebnis zu gehen: draußen in der Natur zu sein, alles um mich herum zu beobachten und so viel wie möglich aus dem zu lernen, was ich sah. Der Akt des Tötens – üblicherweise der letzte Moment, der Abschluss einer Jagd – rückte weit in den Hintergrund meiner Prioritäten. Manchmal bezweifelte ich sogar, ob es vertretbar ist zu jagen, ein Tier zu töten. Doch immer kam ich zu dem Schluss, dass jagen und töten gerechtfertigt ist – obwohl es nicht gerechfertig werden braucht, denn es ist Teil der menschlichen Natur – und dass es in Ordnung ist, ein Tier zu töten (wenn es ethisch und nachhaltig geschieht). Für mich geht es bei der Jagd nicht darum, Freude am Töten zu haben oder eine Trophäe zu erbeuten (obwohl ich die Erinnerungen schätze, die mit einem schönen Gehörn verbunden sind). Ich habe Freude daran, Zeit in der Natur zu verbringen und die Schöpfung in all ihren Facetten zu erleben. Und diese Zeit mit gleichgesinnten Menschen zu teilen. Vielleicht helfe ich solchen Gefährten sogar dabei, einen alten Trophäenträger zu erlegen, der seine besten Jahre hinter sich hat, und genieße das auf dem Lagerfeuer gegrillte Fleisch.
Die Jagd ist wirklich eine Schule des Lebens, und deshalb ist sie so wichtig für die Gesellschaft – nicht unbedingt für jeden Einzelnen, aber für die menschliche Gemeinschaft als Ganzes.
Die Jagd, in ihrem weitestmöglichen Kontext, ist die einzige Konstante in meinem Leben (an zweiter Stelle nach meinem Glauben, den ich auch manchmal in Frage gestellt, aber nie verloren habe) und hat mich durch viele schwierige oder harte Zeiten getragen. Die Jagd bietet dem Jäger die reinste Form des Lebens und die größte Nähe zur Schöpfung. Jagen ist wirklich wichtig.