Es muss doch einen anderen Weg geben!
Zusammen mit anderen Ländern der Region hat Namibia örtliche Lösungen für die Probleme unserer Wildtiere gefunden. Und das, obwohl es die Bedürfnisse einer rasch anwachsenden Bevölkerung und die dringlichen und mit dem Naturschutz im Widerspruch stehenden Erfordernisse der sozialökonomischen Entwicklung zu berücksichtigen gilt. Bei den Lösungen handelt es sich um neue Bestimmungen, von denen die wesentlichste die Übertragung von gemeinschaftlichen oder privaten Eigentumsrechten an Wildbeständen ist, so dass Menschen
die Möglichkeit haben, Wildtiere auf verschiedene Art und Weise zu nutzen.
In Namibia stehen 40% der Gesamt äche unter Naturschutz; der Wildbestand ist von einem Tiefstand von etwa einer Million Tiere um mehr als 300% angewachsen; die Zahl von Löwen und ihr Verbreitungsgebiet nimmt zu; die Elefanten haben sich seit den 90er Jahren von 7.000 auf über 20.000 Tiere vermehrt; in den Gemeinschaftsgebieten leben schwarze Nashörner in freier Wildbahn; in den 83 gemeinschaftlichen Hegegebieten sind mehr als 190.000 Mitglieder der ländlichen Bevölkerung direkt am Naturschutz beteiligt. Wir, hier in der Region, sehen diese Erfolge als eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht ist das der Grund, weshalb wir es versäumt haben, ausreichend zu beziffern, zu dokumentieren und zu veröffentlichen, was für eine unglaubliche Erholung der Wildbestände wir bewirkt haben, was für riesige Lebensräume wir in den vergangenen 30 bis 40 Jahren für Wildtiere verfügbar gemacht haben und was für enorme Naturschutzerfolge wir erzielt haben – trotz des Drucks, der auf dem übrigen Kontinent verbreitet ist.
Vermutlich ist das einer der Hauptgründe, warum unsere Stimme bei Veranstaltungen wie CITES-Konferenzen, der IUCN-Tagung über Nationalparks und vielen anderen Gelegenheiten konsequent ignoriert wird, oder dass wir von Instanzen ausgebuht werden, die an der globalen Wildtier-Krise gut verdienen. Trotz der tapferen Versuche seitens der IUCN und des CITES-Sekretariats, noch ein Quäntchen wissenschaftlicher Integrität zu bewahren, werden diese Versammlungen immer mehr von emotionsgeladener Pöbelherrschaft und den eigennützigen Interessen von Organisationen dominiert.
Das mag für jene Instanzen gut sein, die auf diesem internationalen Niveau politische Gefechte gewinnen, aber dem Wild, um das es geht, ist damit nicht geholfen, und auch nicht den engagierten Naturschützern vor Ort, die sich bemühen, Kompromisse zum Besten der wachsenden Bevölkerung und des Wildes zu finden.
Wir müssen nicht der Masse folgen, und sollten es auch nicht, selbst wenn wir uns dadurch etwas unbeliebt machen. Wir brauchen Rückgrat, einen klaren Kopf und staatsmännische Fähigkeit. Und genau das hat CITES CoP 17 von Namibia bekommen.
Angesichts des Tsunamis von gefühlsgeladenen, allzu einfachen Hauruckvorstellungen, die auf den Tisch kamen – und nicht zu vergessen die Politisierung durch die Gruppen mit Eigeninteressen – war es eine erstaunliche Leistung, auf der CITES-Konferenz den Status quo zu erhalten. Aber wir können uns nicht auf diesem Erfolg ausruhen, denn es wird weitere CoP-Tagungen geben. Und außerdem reicht der Status quo nicht aus, um den künftigen Herausforderungen der Tierwelt auf unserem Kontinent zu begegnen.
Was in den kommenden drei Jahren zur Vorbereitung der CoP 18 in Sri Lanka (2019) gebraucht wird, ist verstärktes Eintreten für die Grundsätze der nachhaltigen Nutzung, untermauert von faktischen Daten und Beispielen. In der Zwischenphase werden sich die Verbots-Standpunkte verhärten, aber zugleich gibt es eine Gegenbewegung außerhalb der üblichen Kreise, die diese Standpunkte in Frage stellt. Eine wachsende Anzahl ernst zu nehmender Naturschützer und an der Natur interessierter Menschen fühlt sich zunehmend unbehaglich mit dem Bett, dass sie sich mit nanzstarken protektionistischen Organisationen gemacht haben, die mit simplen emotionsgeladenen Vorhaben umfangreiche Geldmittel aufbringen. Zunehmend wird erkannt, dass unsere Standpunkte zwar ihre Mängel haben mögen, dass die Alternativen jedoch meist schlimmer sind. In Namibia gehört Foto-Tourismus längst zur Angebotspalette, doch selbst der Öko-Tourismus, dieses vielgepriesene Wundermittel gegen alles, hat seine Begrenzungen und seine Auswirkungen werden uns immer mehr bewusst.
Also müssen wir mit Fleiß auf unseren Erfolgen aufbauen und unseren Nachbarn dabei behilflich sein, dasselbe zu tun. Insbesondere müssen wir hier in Namibia gemeinsame Anstrengungen auf allen Ebenen unternehmen, um unsere Erfolgsgeschichte im Naturschutz wissenschaftlich zu dokumentieren und weiterzuverfolgen. Wir müssen gemeinsam ein landesweites Kontroll- und Auswertungssystem einrichten, mit dem wir den Überblick über die Wildbestände im ganzen Land behalten und über die Gebiete, die die für das Wild verfügbar gemacht werden, sowie über die Erweiterung des Verbreitungsgebietes von Arten, die wiederangesiedelt werden. Diese Daten sind für die nächste CITES- Konferenz von allergrößter Wichtigkeit.
Wir alle müssen unsere eigenen Praktiken durchdenken und entschlossen vor der eigenen Haustüre kehren, indem wir sämtliche schlechten Praktiken beseitigen, die es noch gibt. Wir müssen unsere Erfolgsgeschichte mit mehr Strategie und Klugheit verbreiten und dafür sorgen, dass sie von den richtigen Leuten wiedergegeben wird.
Den Jägern kommt hierbei eine große Rolle zu: sie müssen sich gemeinsam um die besten Vorgehensweisen im Jagdgewerbe bemühen, Konformitätsdruck ausüben, Marketingmaterial neu ordnen, Vorgehensweisen modi zieren und aufmerksamer auf unsere Geschichte hören, damit die Trophäenjagd weniger abstoßend auf die allgemeine Öffentlichkeit wirkt und die Jagd als solche als die großartige Beschäftigung gewürdigt wird, die sie ist.
Auf diese Weise können Jäger die größten Fürsprecher für den Naturschutz werden, und die Jagd kann ein kraftvolles Werkzeug im Werkzeugkasten des Naturschutzes bleiben.
Dieser Artikel wurde erstmals in der 2017 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.