Naturschutz in Gefahr:

DIE FOLGEN EINES JAGDTROPHÄEN-IMPORTVERBOTS DER WESTLICHEN WELT

Was würde passieren, wenn die Länder der westlichen Welt die Einfuhr von Jagdtrophäen verbieten? Mit diesem umstrittenen Thema ringen derzeit mehrere europäische Länder, und vielen afrikanischen Ländern graut vor dem Ergebnis. Kirsty Watermeyer

In Afrika wird die Debatte mit großer Sorgeverfolgt–wegenderFolgen,dieein Importverbot von Jagdtrophäen für den Naturschutz auf dem gesamten Kontinent hätte. Acht der zehn afrikanischen Länder, die bei der Erhaltung von Großsäugetieren führend sind, nutzen die Trophäenjagd als wichtigen Bestandteil ihrer Bemühungen.

Die Trophäenjagd ist der Grund dafür, dass sich viele Regierungen, Landbesitzer und ländliche Gemeinschaften dafür entscheiden, Land als Lebensraum für Wildtiere zu erhalten, anstatt es für landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen. Die Trophäenjagd ist auch der Grund, weshalb sie in Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei investieren und gefährliche Wildtiere vor ihrer Haustür dulden. Wenn diese Motivation entfallen sollte, würde der Naturschutz in vielen Teilen Afrikas wahrscheinlich zum Erliegen kommen.

Schauen wir uns einmal genauer an, wie die Trophäenjagd den Naturschutz unterstützt.

LEBENSRAUM FÜR WILDTIERE VERSUS LANDWIRTSCHAFTLICHE NUTZFLÄCHEN

Afrikas malerische Landschaften sind unentbehrliche Lebensräume und Ökosystemleistungen für Wildtiere und Menschen. Die größte Bedrohung für Wildtiere weltweit ist die Umwandlung von Land für die landwirtschaftliche Nutzung oder für die städtische oder industrielle Entwicklung. Einnahmen aus der Trophäenjagd sind für Landbesitzer ein Anreiz, Land als Lebensraum für Wildtiere zu erhalten.

Zudem ist Land, auf dem gejagt wird, natürlich nicht nur Lebensraum für die gejagten Arten, sondern auch für unzählige andere Tiere sowie Pflanzen.

In Afrika gibt es mehr Land, auf dem die Trophäenjagd als Erhaltungsmaßnahme eingesetzt wird, als durch Nationalparks unter Schutz steht. Überdies gibt es für die meisten Trophäenjagdgebiete derzeit keine praktikablen alternativen Möglichkeiten für die Nutzung von Wildtieren. Fototourismus ist nur in bestimmten „landschaftlich reizvollen“ Gegenden rentabel, die durch gute Verkehrsverbindungen und Infrastrukturen für ein hohes Besucheraufkommen sorgen. Eine weitere häufig vorgeschlagene Alternative wären öffentliche Zuschüsse für die ländlichen Gemeinschaften. Das allerdings würde ihr Recht auf Selbstverwaltung und Unabhängigkeit untergraben. Stattdessen wären sie auf Wohltätigkeit und Almosen angewiesen.

MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DER WILDEREI

Wilderei oder andere Wildtierverbrechen werden oft in einem Atemzug mit der Trophäenjagdgenannt. Dasistvöllig falsch. Die Trophäenjagd ist legal, während Wilderei der illegale Diebstahl von Ressourcen ist. Die Trophäenjagd ist auch dafür bekannt, dass sie die Bekämpfung von Wildtierverbrechen unterstützt. Denn zum einen werden Wilderer abgeschreckt, wenn Jäger vor Ort sind, und zum anderen veranlasst der Wert, den Wildtiere durch die Trophäenjagd erhalten, die ländlichen Gemeinschaften, diese natürliche Ressource zu schützen.

MIT GEFÄHRLICHEN TIEREN LEBEN

Das Leben mit wilden Tieren ist für die ländlichen Gemeinschaften voller Gefahren. Oft bieten ihre behelfsmäßigen Behausungen kaum Schutz vor den Tieren, die in der Nähe umherstreifen. Was bringt eine Gemeinschaft dazu, im Angesicht der Gefahr nicht zur Waffe zu greifen? Sie entscheiden sich für den Schutz und nicht für das Töten, wenn das Tier, von dem die Gefahr ausgeht, für sie lebend mehr wert ist als tot. In einer Gegend in Süd-Tansania beispielsweise wurden infolge von Mensch- Wildtier-Konflikten 50 Mal so viele Löwen mit Schlingen und durch Vergiften getötet, wie in einem Trophäenjagdgebiet erlaubt gewesen wäre. Hingegen hat sich in Gebieten, in denen die Trophäenjagd erlaubt ist, gezeigt, dass die Einkommensmöglichkeiten die Bereitschaft der Bevölkerung erhöhen, gefährliche und Schäden verursachende Tiere zu tolerieren.

DIE GEFÜHLSBETONTE WELT DER FEHLINFORMATIONEN

Wie so oft, wenn es um die Trophäenjagd geht, treiben Tierschützer die Diskussion mit Fehlinformationen an, die von Prominenten und in den sozialen Medien wiederholt werden. In Großbritannien hat die Parlamentsdebatte über das inzwischen verabschiedete Gesetz zum Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen gezeigt, dass mehr als 70 % der Argumente falsch oder irreführend waren und das Fachwissen von Naturschützern ignorierten.

Ironischerweise ist Großbritannien eines der Länder mit dem größten Raubbau an der Natur, während die Länder, über deren Jagdtrophäenexporte im Parlament diskutiert wurde, zu den erfolgreichsten in Sachen Naturschutz gehören. Beispielsweise sind Namibia, Botswana und Tansania (wo Trophäenjagd betrieben wird) weltweit führend im Schutz von Großsäugetieren. Großbritannien liegt bei diesem Vergleich auf Platz 123.

Für keine Tierart in Afrika stellt die TrophäenjagdeineunmittelbareBedrohung dar. Das geht aus der Roten Liste der bedrohten Arten hervor, die von der Weltnaturschutzunion (IUCN) geführt wird. Die IUCN ist die weltweit anerkannte Autorität für den Erhaltungszustand aller wildlebenden Arten unserer Erde.

Eine übertriebene Fokussierung auf die Trophäenjagd lenkt lediglich von den wirklichen Bedrohungen für den Artenschutz ab – nämlich Konflikte zwischen Mensch und Wildtier, Wilderei und die Entmachtung der örtlichen Bevölkerung im Naturschutz.

Für die Erhaltung zahlreicher bejagter und sogar bedrohter Arten hat Trophäenjagd nachweislich Vorteile. Sie reduziert weitaus größere Bedrohungen wie den Verlust von Lebensräumen und die Wilderei.

Der Geschäftsführer der namibischen Umweltkammer, Dr. Chris Brown, stellt fest: „Viele Länder, vor allem ehemalige Kolonien, reagieren zunehmend empfindlich auf Versuche westlicher Industriestaaten, ihnen vorzuschreiben, wie sie ihre natürlichen Ressourcen zu nutzen und zu bewirtschaften haben, vor allem dann, wenn die Wildtierbestände stabil sind und zunehmen. Solche paternalistischen, arroganten und fehlinformierten Ansätze werden unsere Länder nur dazu ermutigen, nach Osten zu schauen, um Allianzen und Märkte für unsere natürlichen Ressourcen aufzubauen.“

Die Trophäenjagd als Teil ganzheitlicher und erfolgreicher Naturschutzprogramme ermöglicht es den afrikanischen Ländern, den Naturschutz auf Landschaftsebene fortzusetzen und gleichzeitig das Leben und die Lebensgrundlagen der ländlichen und indigenen Bevölkerung so zu verbessern, dass die Abhängigkeit von öffentlicher Hilfe und Philanthropie verringert wird. Trophäenjagd, die in Zusammenarbeit und auf transparente Weise erfolgt, hat sich als positiver Beitrag zum Naturschutz erwiesen. Menschen, denen der Erhalt von Wildtieren und Wildnisgebieten wirklich am Herzen liegt, unterstützen deshalb die Trophäenjagd, auch wenn sie ihren persönlichen Aktivitätspräferenzen widerstrebt. Diese Menschen wissen, dass die Trophäenjagd dem Naturschutz zugutekommt und dass die Naturschutzbemühungen ohne sie stark beeinträchtigt werden. Es stellt sich also die Frage, was das wahre Motiv für ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen ist.

Das Gesetz über das Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen (Hunting Trophies Prohibition Bill): Die Risiken für Naturschutz, Rechte und Lebensgrundlagen, Juni 2023

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2024 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.

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