Treuhänder Der Nashörner

Namibias Vision zum Schutz des Spitzmaulnashorns

Eine weitere Erfolgsgeschichte des namibischen Naturschutzes ist das Black Rhino Custodianship Programm. Der beispiellose Erfolg dieser Initiative hat zu einem beträchtlichen Wachstum des Bestandes geführt und ermöglicht eine regulierte Trophäenjagd auf ältere Bullen. Kirsty Watermeyer

Die namibische Vision für das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis bicornis) ist die Wiederherstellung (bis 2030) lebensfähiger gesunder Zuchtpopulationen im gesamten ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Die Leiterin des Spitzmaulnashorn-Treuhänderprogramms im Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus, Birgit Kötting, hat die unglaubliche Entwicklung der Spitzmaulnashornpopulation in Namibia direkt mitverfolgt. Es ist ein Weg, der nach einem fast vollständigen Niedergang durch Wilderei Ende des 20. Jahrhunderts begann.

„In den späten 60er und frühen 70er Jahren hat Namibia fast sämtliche Spitzmaulnashörner verloren“, sagt Birgit. „Damals gab es nur noch einige wenige auf Farmland und in begrenzten Gegenden in der Kunene-Region.“ Um die ikonische Tierart zu retten, griff die Regierung ein und siedelte die noch vorhandenen Nashörner in den Etosha-Nationalpark um. Dort begannen sie zu gedeihen. „Etosha wurde zu einem sicheren Ort für Spitzmaulnashörner, und von dort haben wir sie auch in anderen Parks wiederangesiedelt“, so Birgit.

Die bloße Unterbringung von Nashörnern in den Nationalparks reichte jedoch für einen langfristigen Erfolg nicht aus. Das Ministerium erkannte die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Ansatzes und entwickelte 1993 das Black Rhino Custodianship Programm. In dessen Rahmen haben Farmer die Möglichkeit, diese großartigen Tiere auf ihrem Land zu betreuen, aber sie bleiben staatliches Eigentum. Das innovative Modell ist seither auf 30 private Grundeigentümer und 13 kommunale Treuhänder ausgeweitet worden. Das Ergebnis ist ein erheblicher Anstieg der Spitzmaulnashorn-Population.

Das Spitzmaulnashorn-Treuhänderprogramm zielt darauf ab, Zuchtpopulationen dieser Tiere in geeignete Lebensräume auf Farmland und in kommunalen Hegegebieten umzusiedeln. Die Voraussetzung dafür ist, dass die jeweiligen Landbesitzer bereit und imstande sind, für die Grundversorgung und Sicherheit der Nashörner aufzukommen. Nashorn-Treuhänder sind dafür verantwortlich, die ihnen anvertrauten Nashörner zu überwachen, dafür zu sorgen, dass sie Zugang zu Nahrung und Wasser haben, und sie nach besten Kräften zu schützen. „Wir schreiben den Treuhändern nicht vor, wie sie den Schutz gestalten sollen, aber wir unterstützen sie, wo wir können. 1993 haben wir 11 Nashörner umgesiedelt, daraus sind mittlerweile rund 750 geworden“, erklärt Birgit voller Stolz. Diese beeindruckende Wachstumsrate bedeutet, dass Namibia bei der Erhaltung der Spitzmaulnashörner weltweit in führend ist.

„Diese beeindruckende Wachstumsrate bedeutet, dass Namibia bei der Erhaltung der Spitzmaulnashörner weltweit in führend ist.”

„Unser Ziel ist es, den Bestand auf mehr als 2.000 Spitzmaulnashörner zu erhöhen. Zwar hat die Wilderei einige Erfolge zunichte gemacht, aber unser gemeinschaftsbasierter Ansatz erweist sich als effektiv“, sagt Birgit. Sie betont, dass Wilderei nach wie vor eine weit verbreitete Bedrohung darstellt und keine Gegend völlig sicher ist. „Der Etosha- Nationalpark ist aufgrund seiner großen Nashorn-Population immer noch das vorrangige Ziel. Da die Wilderer mobil sind, bleibt es eine ständige Herausforderung, diese Tiere zu schützen.“

Zu den bemerkenswerten Erfolgen des Programms gehört auch die regulierte Trophäenjagd auf ältere Nashorn-Bullen. Da jüngere Bullen die älteren verdrängen, werden letztere bei Kämpfen um die Vorherrschaft oft ernsthaft verletzt. Daher werden Bullen, die das Fortpflanzungsalter hinter sich haben, für die Erhaltungsjagd (Conservation hunting) in Betracht gezogen, um Einkommen zu generieren. Kürzlich wurden die ersten Jagden auf Spitzmaulsnashörner aus dem Treuhandprogramm veranstaltet. „Namibia hat eine Quote von fünf Trophäenbullen pro Jahr festgelegt. Normalerweise jagen wir jedoch weniger“, erklärt Birgit. Diese Praxis unterstützt nicht nur die Bewirtschaftung des Nashornbestands, sondern bringt auch finanzielle Vorteile für die Nashorn-Treuhänder. Naturschutz und wirtschaftliche Anreize werden wirksam miteinander verbunden.

„Jetzt stehen wir vor einer neuen Herausforderung“, erklärt Birgit. „Es gibt mehr Nashörner, als wir in dem Programm unterbringen können. Daher müssen einige von ihnen in die Nationalparks transferiert werden. Die Schwierigkeit besteht darin, sichere Plätze für diese Umsiedlungen zu finden. Angesichts der aktuellen Wildereikrise müssen wir sorgfältig prüfen, wo diese Tiere untergebracht werden können, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Sobald es eine ausreichende Anzahl von weiblichen Tieren im fortpflanzungsfähigen Alter gibt, kann der Bestand exponentiell wachsen. Das ist genau das, was wir jetzt erleben. Es gibt so viele Nashorn-Kühe, dass jedes Jahr eine verblüffende Anzahl von Kälbern geboren wird. Eine der Varianten, um diesem Zuwachs gerecht zu werden, besteht in der Vergrößerung des Schutzgeländes. Das allerdings stellt eine Herausforderung für das Treuhänder-Programm dar. Es war so erfolgreich, dass viele Treuhänder vor einer Nashorn-Übervölkerung auf ihrem Gelände stehen. Daher müssen wir nach Möglichkeiten suchen, einige Nashörner umzusiedeln, um ein gesundes Gleichgewicht beizubehalten“.

Das Programm entwickelt sich weiter und Birgit blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir haben eine neue Strategie entworfen, mit der die Treuhänder für ihren Einsatz belohnt werden, und wir suchen nach Möglichkeiten, finanziell schwächere Treuhänder zu unterstützen“, sagt Birgit. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, die gesamte Treuhänder- Gemeinschaft zu stärken und somit dafür zu sorgen, dass jeder zum Erfolg des Programms beitragen kann.

Das Treuhänder-Programm ist ein Beispiel dafür, wie innovative Lösungen Hoffnung für die Zukunft geben können – nicht nur für Spitzmaulnashörner, sondern auch für die Erhaltung der reichen Artenvielfalt unseres Planeten. „Aufregende Veränderungen stehen für das Black Rhino Custodianship Programm bevor, und ich denke, wir stehen gerade erst am Anfang“, sagt Birgit.

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2025 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.

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