Die Patrone für die Zukunft?
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Ein unvergesslicher Morgen in Afrika
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Mein erstes Afrikanisches Wild

Haupt Foto ©Kai-Uwe Denker

Als ich müde und ziemlich erschöpft aus der Maschine stieg, wusste ich noch nicht, welch großartige Erlebnisse mich hier in Namibia erwarten werden. Ich hatte diese Jagdreise zusammen mit meinem Vater angetreten, der bereits 12 Jahre zuvor auf einer äußerst erfolgreichen Jagdreise in Namibia gewesen war.  von Dr Eva Maria Braun

Dr-Eva-Braun

Als wir schließlich ans Stück herangetreten waren, konnte ich es kaum glauben, ich hatte mein erstes afrikanisches Wild auf der Pirsch erlegt und hatte einen wirklich alten, kapitalen Hartebeestbullen geschossen.

D amals hatte er bereits auf derselben Farm einen Springbock erlegt und ich erinnere mich heute noch an seine begeisterten Erzählungen. Nun war ich also an der Reihe und war, diesmal mit meinem Vater als Begleitperson, für eine Woche auf Weideland zu Gast.

Bereits nach unserer ersten Revierausfahrt noch an diesem Vormittag wurde mir klar, in welchem wildreichen Paradies ich die nächsten Tage jagen würde. Wir bekamen unzählige Oryx-, Springbock- und Hartebeestherden und Warzenschweine in Anblick. Besonders beeindruckend für mich war die unendliche Weite des 22.000 Hektar großen Jagdgebiets, auf dem sich das Wild völlig unbehindert und ohne Zäune oder sonstige Barrieren bewegen konnte.

Wir waren um 7 Uhr mit unserem Pickup aufgebrochen um an diesem Tag auf Hartebeest oder Springbock zu jagen. Unser Jagdführer Claus Düvel und mein Vater saßen wie üblich im Führerhaus und ich hatte mich hinten auf der Ladefläche auf der erhöhten Sitzbank mit meiner Waffe platziert. Auch Joseph, einer der Farmarbeiter, der uns jeden Tag zur Jagd begleitete, war wieder hinten auf die Ladefläche des Autos aufgesprungen und beobachtete von einer leicht erhöhten Position die Umgebung. Wir waren ungefähr zwanzig Minuten unterwegs, als Joseph plötzlich gegen die Seitenwand des Wagens klopfte. Dies war das Zeichen, dass er etwas entdeckt hatte und so wandten wir uns alle vorsichtig zu Joseph um. Dieser zeigte nur in Richtung eines Busches und flüsterte: „Hartebeest, big bull!“
Nahezu geräuschlos versuchten wir vom Auto zu steigen, mein Vater blieb im Auto zurück um nicht unnötig zusätzliche Unruhe zu verursachen. Weder Claus noch ich wussten wie weit der Hartebeestbulle von dem Busch entfernt war. Claus pirschte vorsichtig in der Deckung des Gestrüpps voran, dicht gefolgt von mir und dahinter Joseph mit dem vierbeinigen Pirschstock. Als wir schließlich nahe genug an den Busch herangekommen waren, konnten wir links daran vorbei auf die offene Steppenlandschaft blicken. Ungefähr 80 Meter entfernt äste ein alter einzelner Hartebeestbulle, der zwischendurch immer wieder sein Haupt hob um die Umgebung zu sichern. Schon da flüsterte mir Claus zu: „Alter Bulle, hat schon zurückgesetzt, den kannst du schießen“.

Unheimlich angespannt und sehr aufgeregt trat ich noch einen Schritt aus der Deckung heraus um meine Browning auf den Prischstock aufzulegen, den Claus bereits zuvor, exakt auf meine Größe und das Ziel ausgerichtet, platziert hatte. Noch einen Moment musste ich warten, um freie Sicht auf das Blatt zu bekommen und ließ schließlich fliegen. Sofort zeichnete der Bulle, stürmte jedoch augenblicklich nach rechts davon. Ich hatte in meiner Aufregung zwar sein Zeichnen gesehen, konnte jedoch nicht einschätzen wo ich abgekommen war. Plötzlich, in etwa 350 Meter Entfernung, verlangsamte der alte Bulle schlagartig seine Flucht und ging direkt neben einem Kameldornbaum ins Wundbett. „Komm, wir pirschen näher, ich glaube du bist etwas zu weit hinten abgekommen!“ hörte ich Claus sagen und schon näherten wir uns langsam der vermeintlichen Stelle unter dem Kameldornbaum. Alle 20-30 Meter hielten wir kurz inne und verweilten einige Minuten, ich meine Büchse auf den Pirschstock aufgelegt um sofort zur Stelle zu sein, sollte der Bulle erneut hoch werden. Je näher wir kamen, desto deutlicher konnte man die Enden des Gehörns erkennen, die sich hin und her bewegten, und desto deutlicher und schneller konnte ich meinen eigenen Herzschlag spüren.

Als wir schließlich auf fast 50 Meter an das angeschweißte Stück herangekommen waren, verweilten wir erneut in unserer Position. Plötzlich ging eine heftige Bewegung durch das Haupt des Hartebeestbullen. Er begann sich erneut aufzurichten und wäre beinahe auf die Läufe gekommen, als mein zweiter Schuss ihn am Blatt traf und er noch im Knall zusammenbrach. „Waidmannsheil!“ hörte ich Claus sagen. Als wir schließlich ans Stück herangetreten waren, konnte ich es kaum glauben, ich hatte mein erstes afrikanisches Wild auf der Pirsch erlegt und hatte einen wirklich alten, kapitalen Hartebeestbullen geschossen.

Für mich zählt die Zeit auf Weideland bei Claus und Heidi Düvel zu meinen schönsten Jadgerlebnissen. Natürlich war es für mich auch eine zusätzliche Freude, dass alle meine 6 Trophäen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurden.

Am meisten beeindruckt hat mich jedoch der enorme Bestand von frei lebendem Wild, der würde- und pietätvolle Umgang mit Wild und Jagd und die verantwortungsvolle Entnahme von ausschließlich reifen Stücken.

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2014 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.