Ort der grossartigen Einsamkeit
Juni 13, 2016
Die entwicklung und Zukunft der Jagd in Kommunalen Hegegebieten
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Meine unvergessliche Zebrapirsch

| Haupt Foto ©Paul van Schalkwyk

Jagen in Afrika – ein Traum! Die Sonne brannte sich in unsere Herzen, und infiziert vom Bazillus africanus ist wohl die einzige Hoffnung auf Linderung des brodelnden Fiebers die Rückkehr in dieses wunderbar weite und facettenreiche Land unter dem “Fadenkreuz” des Südens. Hannah Mrachacz berichtet über wunderbare Tage im afrikanischen Busch mit Vater und Bruder auf der Jagdfarm Georg-Ferdinandshöhe nahe Kalkfeld.

Z ahlreiche, unvergessliche Jagderinnerungen und -erfolge. Pirschfahrten im offenen Gelände, oft auch zu Fuß durch die schier unendliche wunderschöne Weite des Farmlandes. Von unseren Ansitzen aus bot sich auch ein grandioser Anblick auf das heimische Wild. In unseren „Verstecken“ nahmen die Tiere uns nicht wahr und wir konnten sie in ihrem natürlichen Verhalten beobachten. Hinzu kamen gesellige Abende auf der Farm in lustiger Runde. Während wir die vorzüglichen Kochkünste des Koches Angula genossen, führten wir heitere Gespräche, tranken den ein oder anderen Jägermeister und stimmten in die traditionellen Jagdlieder mit ein. Die Tage vergingen wie im Flug. Unzählige beeindruckende, herzerwärmende Momente werden sich in unser Gedächtnis brennen.

Am letzten Tag vor der Abreise Richtung Bundesrepublik wurde mir die unglaubliche Erfahrung zuteil, ein Zebra anzugehen.
Der Farmchef wusste, dass ich mich sehr darüber freuen würde, ein Zebra erlegen zu dürfen.

Er war mit meinem Vater im Busch unterwegs, als sie von einem Hügel in circa 1000 m Entfernung eine Zebraherde auf einem unebenen Hochplateau ausmachten.
Ich war gerade mit Herrn Engelhard Senior unterwegs, als wir den Anruf mit der vielversprechenden Information erhielten. Der Wind stand gut und wir machten uns auf den Weg zu den anderen. Der Jagdwagen rumpelte und wir waren voll freudiger Erwartung.

Jetzt mussten wir nur noch das Glück haben, dass die Zebraherde ihren Platz nicht verließ.

Am vereinbarten Treffpunkt ging es auch gleich los. Es war schon später Vormittag, die Sonne stand hoch am Himmel  und ihre gleißenden Strahlen ließen uns erahnen, dass uns eine überaus schweißtreibende Aufgabe bevorstand.

Wir schulterten voller Tatendrang die Gewehre und traten den Marsch an. Das Gelände: sandig, felsig, durch den Regen der vorigen Tage aufgelockert von herrlichem Grün. Jörg lief mit seinen Begleitern vorneweg, mein Vater, mein Bruder und ich dackelten hinterher, immer darauf bedacht, den Boden nicht außer Acht zu lassen, denn Stolperfallen lauerten überall. So ging es bergauf und bergab in strammem Schritt. Wir kraxelten über die Steine, blieben hier und dort in den Dornen hängen, liefen dennoch unermüdlich weiter, das Ziel der Pirsch fest vor unserem inneren Auge.

Die Sonne brannte auf unseren Nacken, der Schweiß lief in Rinnsalen an uns herunter und wir waren froh über den ein oder anderen Windstoß, der für ein paar Schritte leichte Erfrischung bot.

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Zu Beginn der Regenzeit sieht man häufig große Zebraherden. Am späten Nachmittag und während der Nacht kommen sie aus den Bergen hinunter in die Täler und bleiben dort bis zum frühen Morgen.

„Schweiß trat auf meine Stirn als ich langsam am Vorderlauf nach oben ging. Ich merkte wie mich das Jagdfieber packte – jetzt nur nichts falsch machen!“

Das Gelände wurde felsiger und wir erklommen eine Felsenkuppe. Wir nahmen den seitlichen Weg, denn die Zebras standen am gegenüberliegenden Hang und sollten nicht von uns gestört werden.

Also um die Ecken, immer Ausschau haltend nach einem Ast oder Halm, an dem man sich notfalls festhalten konnte. Den Blick in den Abgrund wagte ich nicht.

Zum „Gipfel“ hin wurden wir langsamer und vorsichtiger, wohl in der Annahme, dass wir unser Ziel bald erreicht haben mussten.

Oben auf dem Felsen angekommen, legten Jörg und ich uns in Position, ganz vorsichtig, damit die Zebras uns ja nicht entdeckten!! Der Rest der Truppe hielt sich im Hintergrund und spähte durch die Feldstecher. Ich legte meine Büchse auf Jörgs Fernglas ab, zog das Gewehr fest in die Schulter und blickte durch die Optik.

Mein Atem wurde schneller, als das Zebra breit ins Fadenkreuz kam. Vor Aufregung, einen korrekten Schuss anzutragen, beschleunigte sich mein Puls und es begann laut in meinen Ohren zu rauschen und zu pochen. Schweiß trat auf meine Stirn als ich langsam am Vorderlauf nach oben ging. Ich merkte wie mich das Jagdfieber packte – jetzt nur nichts falsch machen! Immer wieder atmete ich tief ein und aus, legte neu an, bis ich es nach einer Ewigkeit – so kam es mir vor – schaffte, das Blatt ins Visier zu nehmen. Langsam legte ich meinen Finger um den Abzug und wusste, dass mich nur noch ein paar Millimeter von Erfolg oder Misserfolg trennten. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken – was, wenn sich das Tier jetzt bewegt? Was, wenn ich nicht ordentlich treffe? Ich schloss noch einmal fest die Augen, atmete ein und ganz langsam aus.

Als ich von Jörg wie von ganz weit weg vernahm „Laß jetzt die Kugel fliegen“, übte ich Millimeter für Millimeter Druck auf den Abzug aus, bis  mich der Schuss mit seinem lauten Knall überraschte. Das Zebra lag im Feuer! Schnell repetierte ich.  Gebannt waren unsere Augen auf seine Zeichnung gerichtet. Es tat einen Schritt, stolperte und rollte einige Meter den Hang hinunter. Dann lag es. Erleichtert blickte ich zu Jörg. Sein strahlendes Lächeln zeigte mir, dass er mit meinem Schuss zufrieden war. Fröhlich wechselten wir einige Worte und saßen noch einige Minuten in der gleißenden Mittagssonne bevor wir uns aufmachten, das Zebra in Besitz zu nehmen.

Es ging wieder über Stock und Stein, und nach einigen Minuten hatten wir den Schauplatz erreicht. Ich erhielt von Jörg einen Schützenbruch und ein kräftiges Weidmannsheil, was ich dankbar entgegennahm. Wir sammelten uns um die erlegte Beute. Es war ein recht junger Zebrahengst, der wohl an einer Hufkrankheit gelitten haben musste, denn sein linker Hinterhuf war um etliche Zentimeter länger als die restlichen drei Hufe. Mein Treffer saß mitten auf dem Blatt. Ich beugte mich zum Tier herunter und gab ihm seinen letzten Gruß mit auf den Weg in die ewigen Jagdgründe. Nun folgten die obligatorischen Fotos. Die versammelte Mannschaft positionierte sich um das gestreckte Tier. Die Sonne lachte, desgleichen unsere Gemüter. Auch die Hunde, die nun kamen, hatten ihre sichtliche Freude an diesem Spektakel.

Dankbar und durchaus geschafft vom jagdbedingten Adrenalinrausch machten wir uns auf den Weg Richtung Farmhaus. Es war bereits nach  der Mittagszeit und Angula hatte bestimmt schon die Glocke zum Essen geläutet.

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Foto ©Paul van Schalkwyk
Dieser Artikel wurde erstmals in der 2015 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.