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Wie wird Man ein guter Berufsjäger?

Ich habe das große Glück in Namibia, dem Land der Aufrechten, geboren zu sein. Dazu gehören eine ganze Menge Vorteile, die unsere Kultur mit sich bringt. Die Möglichkeit Berufsjäger zu werden gehört dazu.  von Danene van der Westhuyzen

D ie Anforderungen, sich für diesen Beruf zu qualifizieren, sind in Namibia vergleichsweise hoch. Zur Zeit sieht das System vor, dass man sich zunächst als Jagdführer und Meister-Jagdführer qualifizieren muss, um an der Berufsjäger-Prüfung teilnehmen zu können. Bevor ich Sie mit zu vielen Details langweile, will ich einfach sagen, dass jeder, der diese vier Jahre Ausbildung absolviert, Respekt verdient.

In meiner Position habe ich das Vergnügen viele Berufsjäger bei der Arbeit beobachten zu können und jedes mal ertappe ich mich dabei, dass ich jeden von ihnen immer wieder auf‘s neue beurteile. Ich denke, ich lege den Maßstab dabei auch immer an mich an – und erinnere mich dabei ständig daran, dass ein großer Teil Professionalität aus Erfahrung entsteht. Folglich werde ich immer zum Schwamm, wenn ich die „old Boys“ treffe. Zuhören, zwischen den Zeilen lesen, mit ihnen in den Bergen schuften und einfach ihre Gesellschaft genießen, hat sicher zu meiner eigenen Entwicklung als Berufsjäger beigetragen. Und ich hoffe, ich kann mich auf diese Weise noch weiter entwickeln.

Die Fallstricke und Herausforderungen, die auch aus der Jagdkultur, in der wir aufgewachsen sind, entstehen, sind mir auf dem Weg ebenfalls nicht verborgen geblieben.

Zu den vorgeschriebenen Kenntnissen eines Berufsjägers in Namibia gehören selbstverständlich profunde Kenntnisse aller namibischen Wildarten, ihrer Lebensweise und Anatomie. Er muss einen Kursus in erster Hilfe nicht nur absolviert haben, sondern die erworbenen Kenntnisse auch in der Praxis anwenden können. Der sichere Umgang mit Schusswaffen und umfassende Kenntnis der unterschiedlichen Kaliber und Geschossarten gehört natürlich auch zur Ausbildung. Er muss sich in mindestens zwei Sprachen verständigen können, Trophäen fachgerecht vorbereiten können und mit den jeweils aktuellen Vorschriften zur Viehseuchen Kontrolle vertraut sein. Nicht zuletzt muss er die Vorschriften und Verordnungen zum Wildmanagement und einschlägige Vorschriften zu Tourismus und Beherbergung kennen.

Unterscheiden von Spuren nach Spezies und Geschlecht, Fährten lesen und Wild erfolgreich anzupirschen. Trophäenstärke präzise ansprechen und den Gast in eine Position zu führen, aus der er das Wild mit einem Schuss sauber erlegen kann, gehört zum Kern seiner Fähigkeiten. Auch muss er selbstverständlich selbst ein sicherer Schütze sein, wissen, wie man ein Safari Camp aufschlägt und betreibt, mit Jägern unterschiedlichster Herkunft umgehen und körperlich fit sein. Aber das sind nur die vom Gesetzgeber verlangten Kenntnisse und Fähigkeiten. Darüber hinaus gibt es ein paar zusätzliche Qualitäten, mit denen man, meiner Meinung nach, zu einem noch besseren Berufsjäger werden kann.

Ein guter Berufsjäger ist ein Jünger Afrikas. Seiner Menschen, seiner Gebräuche, seiner Fahne. Respekt für die Plätze zu denen man kommt, jene, die man dort trifft, und alles, was man jagt. Achtung vor allem was uns die Natur in ihrer Vielfalt gibt, gehört zu den Merkmalen und Stärken eines guten Berufsjägers. Ein guter Jäger sollte niemals manipulierend eingreifen um zu mehr oder einfacherem Erfolg für den Menschen zu kommen. Unsere Geschichte gibt uns die Erkenntnis einer Regel, die uns nur die Natur lehren kann, das Prinzip der natürlichen Auslese. Wenn wir dieses Prinzip nicht in seinem ursprünglichen Sinne respektieren können, können wir nicht in Anspruch nehmen, Schützer und Jünger Afrikas zu sein.

„Bleib‘ dir selbst treu und treffe deine Entscheidungen richtig, auch wenn es nicht immer einfach ist.“

Danene
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Kommunikation in allen ihren Formen umgibt den Jäger und macht Afrika zu seiner zweiten Heimat. Mit unseren Kunden umgehen zu können beinhaltet viele Merkmale, wie Selbstachtung, Disziplin, Leidenschaft und Eifer für afrikanisches Wild und Natur. Auch müssen wir das Erlebnis dem Gast richtig vermitteln. Wir müssen den kleinen Dingen, die so oft übersehen werden, ihren Wert geben, weil sie auch Erlebnisse großartig machen. Wir müssen die Großartigkeit und die Grausamkeit der Natur akzeptieren und wertschätzen, ebenso wie die Schöpfung. Wenn man dies seinem Jagdgast erfolgreich vermitteln kann, hat man nicht nur das Vertrauen des Gastes gewonnen, sondern aus der Jagd auch schon einen Erfolg gemacht. Sei in dieser Hinsicht bescheiden, und der Jagdgast wird dir immer vertrauen.
Bleib‘ dir selbst treu und treffe deine Entscheidungen richtig, auch wenn es nicht immer einfach ist. Lass‘ den 56“er laufen, wenn er noch nicht reif ist. Das ist sicher die schwerste Entscheidung für einen Berufsjäger, und vielleicht der wichtigste Charakterzug eines guten Berufsjägers. Einen kapitalen Kudu Bullen (ebenso wie irgend eine andere Trophäe) zu finden verlangt Ausdauer, Beharrlichkeit und viel Geduld. Und…am Ende einer Jagd nachdem man viele starke Bullen angepirscht hat und schließlich diesen kapitalen in perfekter Schussposition vor sich hat und erkennen muss, dass er noch nicht reif ist…ihn dann laufen zu lassen ist eine Entscheidung, vor der ich größten Respekt habe.

Erziehe und umerziehe deinen Kunden. In der Situation, in der die Jagd heute ist, müssen wir Abstand gewinnen und nüchtern überdenken, was wir erreichen wollen. Ich weiß, dass ein guter Berufsjäger ein reines Gewissen und ein intaktes Wertesystem hat und damit für die Jahrzehnte, die vor uns liegen, zur Nachhaltigkeit in der Wildbahn beiträgt. Informiere deinen Gast über die Zusammenhänge. Erkläre ihm immer wieder, welche Trophäen die richtigen sind, das manipulierte Gene verwerflich sind. Das jedes Tier, egal was es ist, den gleichen Wert hat und sein Leben ebenso verdient wie das nächste. Leite ihn an, die richtigen Entscheidungen zu treffen und ein faires Jagdunternehmen zu wählen.

Ich glaube, dass ein wichtiges Element, das einen guten Berufsjäger auszeichnet, oft übersehen wird: Schönheit. Jeden Tag etwas von atemberaubender Schönheit zu erleben, jeden Tag mit der Entdeckung, Wiederentdeckung, Schöpfung von Schönheit konfrontiert zu sein, ist etwas, ohne das kein Berufsjäger leben und gesund bleiben kann.

Wir leben in einem wundervollen und einzigartigen Land, aber bedauerlicherweise oft mit hässlichen Dingen konfrontiert…falschen Entscheidungen, Neid zwischen Jagdunternehmen und Jägern, Fehlplanungen und Unwissen über Trophäenjagd, Bestechung, um einige zu nennen.

Die Gegenwart der Schönheit erinnert uns an unsere Unschuld, Hoffnung, Demut und Chancen. Sie hilft uns, wieder einen klaren Blick zu bekommen. Ein alter Baum, fließendes Wasser, die winterlichen Sternennächte, der Ruf der Francoline am Morgen oder am späten Nachmittag, das gewaltige Brüllen des Löwen und die hastige Flucht der Erdmännchen in ihren Bau machen aus einem Arbeitstag ein Wunder. Dies wahrzunehmen und deinem Jagdgast richtig zu vermitteln kostet keinen Pfennig extra, nur etwas guten Willen und Ausdauer.

Ein guter Berufsjäger hat ein reines Gewissen und ein intaktes Wertesystem und wird damit für die Jahrzehnte, die vor uns liegen, zur Nachhaltigkeit in der Wildbahn beitragen.

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Dieser Artikel wurde erstmals in der 2014 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.