Die Situation enthält sowohl Gefahren als auch in besonderem Maβe Möglichkeiten des Informationsaustauchs, der Aufklärung und der Richtigstellung.
Demgegenüber steht die Tatsache, dass sich inzwischen ein Jedermann in entferntesten Winkeln der Erde zu Problematiken äuβern kann, die er aus der Ferne vielleicht gar nicht richtig beurteilen, einschätzen, ja vielleicht nicht einmal verstehen kann.
Dies birgt für Minderheiten – zu denen die Jägerschaft inzwischen ja leider zählt – die Gefahr, dass sie aus Unwissenheit, in Unkenntnis oder gar in bewusster Absicht zu unrecht verurteilt werden. Es ist für uns ein Anlass zu groβer Besorgnis, wenn Jagdgäste, die in Namibia einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz liefern, zu Hause in Europa oder Amerika öffentlich diffamiert werden.
Der Vorstand der NAPHA hat sich ganz bewusst zu gröβtmöglicher Transparenz entschieden und beabsichtigt, sich den Themen, welche die Trophäenjagd angehen, auch öffentlich zu stellen. Die Zeitschrift HuntiNamibia ist eine wichtige Plattform, in der die regulierte Jagdausübung dargestellt wird.
Eine der weltweit gröβten Besorgnisse unserer Zeit ist die Zerstörung unserer Umwelt und die Verdrängung und die Vernichtung vieler Tier- und Pflanzenarten. Das Bedürfnis, wieder ursprüngliche Natur zu erleben, ist vor allem bei Menschen festzustellen, die sich von der Natur entfernt haben und plötzlich merken, dass ihre Umwelt nicht mehr intakt ist.
Zweifellos ist dieses Bedürfnis besonders für jene, die noch mehr oder weniger naturnah leben – und zu dieser Gruppe gehören eben vor allem auch die Jäger – nachvollziehbar und stöβt auf vollstes Verständnis. Wenn es jedoch um praktische Aspekte geht, die das Leben in und mit der Natur betreffen, oder um Maβnamhmen einer sinvollen Nutzung der Natur, so scheiden sich die Geister. Einer der wesentlichen Aspekte, der auf beiden Seiten oftmals zu einem vollständigen Unverständnis der gegenseitigen Ansichten führt, ist die Jagdausübung.
So stöβt beispielsweise die Bejagung der sogenannten Wüstenlöwen und Wüstenelefanten im Nordwesten Namibias immer wieder auf öffentliche Kritik. Die NAPHA hat sich diesen Themen öffentlich gestellt und ist bemüht, das Konzept der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen verständlich zu machen und zum Wohle unserer Wildbestände und der Natur auch weiterhin zu praktizieren. Dieses Konzept ruht auf der Erkenntnis, dass natürliche Lebensräume langfristig nur dann Bestand haben werden, wenn sich aus ihnen ein finanzieller Ertrag erwirtschaften lässt, der den landwirtschaftlichen oder anderen Nutzungsformen dieser Gebiete zumindest ebenbürtig ist. Auβerdem hat man erkannt, dass Groβwild wie Elefanten, Flusspferde, Löwen und andere nur dann toleriert werden, wenn sich über das Konzept der nachhaltigen Nutzung diser Arten Ernteschäden oder Viehverluste, die diese Tiere verursachen, kompensiert werden können.
Das Konzept der nachhaltigen Nutzung ist besonders in ländlichen Regionen Afrikas ein wertvolles Prinzip des angewandten Naturschutzes. In Namibia wird dieses Konzept mit besonderem Erfolg praktiziert. Auf Farmen werden über dieses Prinzip wertvolle Einnahmen erzielt, die schwankende Viehpreise und Dürreverluste kompensieren können, und in abgelegenen Kommunalgebieten hat die Bevölkerung den Wert der Wildtiere erkannt und istt deshalb an deren Schutz interessiert. In beiden Fällen sind die Natur und die Wildtiere der Gewinner.
Einer der wesentlichen Eckpfeiler auf denen das Konzept ruht, ist die regulierte Trophäenjagd. Über sie werden Devisen erwirtschaftet, Arbeitsplätze geschaffen und eine ganze Reihe anderer Wirtschaftszweige wie Präparatoren, Speditionen, Souvenirverkäfer und vile andere ermöglicht oder ergänzt.
Ein einfaches, sinnvolles und sachlich einwandfreies Konzept, das in der Praxis erprobt ist.
Es ist jedoch auch erforderlich, sich mit den Emotionen auseinanderzusetzen, die dieses Konzept immer wieder in Frage stellen wollen.
Die naturfremdete Öffentlichkeit nimmt Anstoβ daran, dass Tiere getötet werden. Einerseits will man die Natur, anderseits soll die Natur stets bequem sein. In der Natur beruht alles Leben auf der Wechselbeziehung zwischen Jäger und Gejagten. Sämtliche natürlichen Zusammenhänge basieren auf Nahrungsketten und natürlichen Kreisläufen, auf dem System des „Fressen und Gefressen werden“. Vereinfacht passen alle Lebewesen in folgendes Schema: In der Natur gibt es sogenannte „Produzenten“ von Energie (Wurzeln, Gräser, Büsche, Bäume). Die Tiere sind sogenannte „Energiespeicherer“. Sie teilen sich auf in Pflanzen- und Fleischfresser. Und schlieβlich gibt es sogenannte „Reduzenten“; dies sind Organismen, die sich von Abfallprodukten ernähren, wie zum Beispiel Bakterien. Über sie schlieβt sich der Kreis wieder, indem die Energie in den Boden zurückkehrt, aus dem die Pflanzen sie für den ewigen Kreislauf regenerieren.
In diesem Kreislauf gibt es kein Glied, das „gut“ oder „böse“ ist. Die Antilope frisst das Gras, der Löwe frisst die Antilope und der Geier und die Hyäne den Löwen, die Bakterien zersetzen schlieβlich die Überreste der Antilope, des Löwen und des Geiers, und der Kreislauf beginnt mit dem Wachstum der Pflanzen aufs Neue.
Der Mensch hat in all seinen Versuchen diesen Kreislauf zu beeinflussen, stets nur Unheil angerichtet, und das Resultat sehen wir in der verheerenden Naturzerstörung unserer Zeit.
Seit Urzeiten war der Mensch in dieses System eingebunden. Der Mensch war, bevor er seine Umwelt zu zerstören begann, stets Jäger und Sammler. Als solcher war er nicht „gut“ und nicht „böse“ – er war Teil der Natur. Natürlich lässt sich die Uhr nicht zurückdrehen. Doch die Frage, die zuerst beantwortet werden muss, bevor wir uns überhaupt mit der Frage des Naturschutzes oder dem „Für und Wider der Jagd“ auseinandersetzen können, muss lauten: „Brauchen oder wollen wir die (oftmals unbequeme) Natur noch?“
Es scheint als sei es ein unbedingtes Bedürfnis der meisten Menschen, die Natur und unsere Umwelt zu erhalten.
Wenn die Antwort auf die Frage „brauchen wir die Natur noch?“, also „ja“ lautet, dann haben wir die Natur so zu akzeptieren wie sie ist. Dann kann eine Antilope nicht als „gut“ und ein Löwe nicht als „böse“ eingeordnet werden. Selbstverständlich ist ein mensch kein Löwe und selbstverständlich hat ein Mensch ein Gewissen. Doch der Mensch ist sehr wohl Teil der Natur und sollte deren Gesetze und Gesetzmäβigkeiten kennen und respektieren.
Und wenn es grundsätzlich nicht verkehrt ist, wenn eine Antilope von einem Löwen getötet wird, so kann es im Rahmen natürlicher Zusammenhänge auch nicht verwerflich sein, wenn ein Mensch sich als Jäger in der Natur betätigt, solange dies nachhaltig geschieht und ethische Grundsätze nicht verletzt werden.
Ein Jäger ist nichts anderes als ein Mensch, der Freude an einer ursprünglichen Tätigkeit findet. Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn ein Tourist aus dem hektischen Alltagsleben eines modernen „Industriewesens“ ausbricht, um während seines urlaubes natürliche Zusammenhänge zu erleben, daran teilzuhaben und die Natur zu genieβen.
Die streng regulierte Trophäenjagd leistet in Namibia einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung natürlicher Lebensräume. Daher ist die regulierte Trophäenjagd eine wichtige Form des angewandten Naturschutzes. Für den Trophäenjäger ist die Jagdausübung eine Form ursprünglichen Naturerlebens, und für jeden naturinteressierten Menschen kann ein Bestandteil grundlegenden Naturverstänisses dienen.