Kai-Uwe Denker – Vorsitzender NAPHAs 2015
August 24, 2017
Kai-Uwe Denker – Vorsitzender NAPHAs 2017
August 24, 2017

Kai-Uwe Denker – Vorsitzender NAPHAs 2016

I n den frühen 1970er Jahren mussten um den Tierschutz bemühte Personen und Institutionen feststellen, dass ein oftmals auch von ihnen selbst gefordertes Jagdverbot nicht den gewünschten Erfolg zum Erhalt bedrohter Tierarten brachte. Damals war Afrika noch nicht einmal im Brennpunkt dieser Überlegungen. Es ging oftmals um den Rückgang von Tierarten, die in Europa und Nordamerika durch fortschreitende Industrialisierung und durch die Intensivierung der Landwirtschaft in Gefahr geraten waren und zu deren Erhalt man ein Jagdverbot gefordert hatte. Intensive Forschungen zu diesem ema brachten zutage, dass nicht die Bejagung, sondern Lebensraumzerstörung und Umweltschäden die wahre Ursache für die Misere vieler Wildtiere ist. Im Zuge dieser Erkenntnis kam es zur Einführung des Konzeptes der nachhaltigen Nutzung. Dieses Konzept hatte vor allem in Afrika, wo durch dramatisches Bevölkerungswachstum und zunehmende Industrialisierung die Zerstörung natürlicher Lebensräume und damit einhergehender Rückgang der Wildtiere gerade erst einsetzte, besondere Erfolge. Es gelang, den Rückgang des Großwildes, das in Europa und Nordamerika weitgehend verschwunden war, trotz groß ächigen Lebensraumverlustes einzudämmen.

Besonders Namibia etablierte sich als Paradebeispiel erfolgreichen Naturschutzes.

Das Jahr 2015 brachte jedoch eine Entwicklung mit sich, die Menschen mit realistischer Naturbetrachtung und tatsächlich in den Naturschutz involvierte Institutionen in sprachloses Erstaunen versetzt. Im Angesicht eines erfolgreichen Konzeptes und trotz Fehlen einer wirklich gangbaren Alternative versuchen gewisse Interessengruppen aus ideologischer Verbohrtheit mit allen Mitteln, die Jagd abzuschaffen.

Bei dem Aufruhr um den Löwen Cecil, bei dessen Erlegung offenbar nicht alles nach den Buchstaben des Gesetzes verlaufen war, gab es noch Aspekte, die bei um einen Ausgleich bemühten Menschen zu einem gewissen Verständnis führten, wenn auch nicht für das Ausmaß des weltweiten Aufschreis, so doch für die Empörung selbst. Aus rein sachlichen Erwägungen ist der Tod eines dreizehnjährigen Löwen in freier Natur vollständig unbedeutend – er steht in irgendeiner Form ohnehin unmittelbar bevor.

Doch bei dem neuerlichen Aufschrei um die völlig ordnungsgemäße Erlegung eines hochkapitalen alten Elefantenbullen in Simbabwe zeigen die Aktivisten nun vollends ihr wahres Gesicht. Sie geben unumwunden zu verstehen, dass man sich um die rechtlichen Aspekte nicht schere und einen erneuten Massenaufschrei über die sozialen Medien inszenieren wolle.

„Verantwortungsvolles Auftreten ist gefragt – von uns allen, nicht nur von der Jägerschaft.”

Die Entwicklung ist beängstigend, erinnert sie doch an die Erkenntnisse des Philosophen Sokrates, der gefragt hatte: „Kann man nicht allgemein feststellen, dass die Menschen in der Masse törichter, gewalttätiger und grausamer sind als einzeln und für sich genommen?“ Bei dem Sturm, der in den sozialen Medien gegen die Jagd tobt, drängt sich diese Frage geradezu auf. Der namibische Umweltminister, Pohamba Shifeta, hat die eindeutige Erkenntnis seines Ministeriums zum Ausdruck gebracht, dass ein Ende der Jagd in Namibia das Ende des Naturschutzes außerhalb von Nationalparks bedeuten würde. Damit scheint er wenig Gehör zu nden. Hat doch schon Sokrates erkannt: „Kein Wunder, dass Chaos herrscht, wo Denken fehlt und die unwissende Masse voreilig entscheidet, um nachher verzweifelt zu bereuen.“ Sokrates wurde hingerichtet. Man muss sich derzeit wirklich fragen, ob die Menschheit jemals lernen wird.

Der Traum, eine wirklich hochkapitale Trophäe erbeuten zu können, motiviert Jäger. Die Möglichkeit in einem Gebiet zu jagen, in dem solche Trophäen erbeutet werden können, verleiht einem solchen Gebiet einen besonderen Marktwert.

Das Bestreben, dem internationalen Jäger auch langfristig solche Trophäen in Aussicht stellen zu können, scha t Anreize für die Verantwortlichen eines Jagdgebietes, ihre Wildbestände schonend und zukunftsorientiert zu bejagen und gut veranlagte Trophäenträger alt werden zu lassen – zum Wohle des Wildes und der örtlichen Bevölkerung. Gerade Namibia hat auch auf diesem Gebiet eine besonders positive Rolle gespielt. Der Aufschrei wegen der Erlegung eines alten hochkapitalen Elefantenbullen führt das Prinzip der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wildbestände ad absurdum.

Es scheint als seien bei der derzeit im Internet verbreiteten Hysterie jegliche sachlichen Argumente sinnlos. Man denke an das Schicksal und die oben erwähnten Erkenntnisse des Sokrates.

Wir möchten an dieser Stelle jedoch unseren Kollegen in Simbabwe gratulieren. Es gibt nicht mehr viele afrikanische Länder, in denen kapitale alte Elefantenbullen auch außerhalb von Nationalparks ihre Fährte ziehen und in denen Löwen dreizehn Jahre alt werden können. Unabhängig von speziellen Umständen, legen diese Tatsachen an sich Zeugnis für gutes Wildmanagement und eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung ab.

Namibia war während des Trubels um den Löwen Cecil vielfach der Fels in der Brandung, wenn es darum ging, sachlich für das sinnvolle Prinzip der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen einzutreten. Nahezu jeder internationale Experte, der sich zu diesem ema geäußert hat, musste einräumen, dass Namibia als Paradebeispiel sinnvollen Naturschutzes gelten muss. Namibia gilt in Sachen nachhaltiger Nutzung als gut strukturiert und weitgehend frei von Korruption und unmoralischem Missbrauch von Wildtieren. Dazu hat ganz gewiss auch die NAPHA ihren Teil beigetragen, und darauf sind wir stolz. Auch weiterhin bekennt sichmdie NAPHA zu verantwortungsvoller und waidgerechter Bejagung. Wir sind uns der Verantwortung für den guten Ruf Namibias und den Naturschutz bewusst. Wir würden uns freuen, wenn die neutrale Ö entlichkeit in einen konstruktiven Dialog mit der Jägerschaft über die Dinge eintritt, die uns alle am Herzen liegen: den Erhalt der wunderbaren Natur und der Wildtiere unseres Landes.

Mögen wir von dem Chaos verschont bleiben, das laut Sokrates dort einkehrt, „…wo Denken fehlt und die unwissende Masse voreilig entscheidet, um nachher verzweifelt zu bereuen“.

Noch gibt es in Namibia dank des Prinzips der nachhaltigen Nutzung weite, unberührte Landschaften und alle Vertreter des wunderbaren afrikanischen Großwildes.

Dieser Artikel wurde erstmals in der 2016 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.