Die entwicklung und Zukunft der Jagd in Kommunalen Hegegebieten
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Wo Jäger sind halten Wilderer sich fern

Dunkle Wolken stehen über Palmwag, als sich der Polizeihubschrauber knatternd in die Luft erhebt. “Ein Sicherheitseinsatz”, sagt ein Sprecher für den Save the Rhino Trust. Auch ein Vertreter des Umwelt- und Tourismusministeriums (MET) ist zur Stelle. Namibia wird von kommerzieller Wilderei heimgesucht, und die Palmwag-Konzession ist ein Hotspot der Aktivitäten. Von Steve Felton

W o Nashörner in Gefahr sind, ist Victor Katanga meistens nicht weit. Er ist als Wildhüter des Umweltministeriums in Uis stationiert und für die gesamte Erongo Region zuständig.

Die jüngsten Fälle von Wilderei, mit denen er es zu tun hatte, waren ein weißes Nashorn auf einer Farm und je ein schwarzes Nashorn im Hegegebiet Puros und in Etosha. Nichts ist ihm wichtiger als die Verantwortlichen zu fassen, und dabei kommt er gleich auf ein anderes Thema zu sprechen, das ihm am Herzen liegt: die Verhaltensregeln am Tatort.

Er berichtet von einem Fall in Etosha. Die ersten Beamten, die zum Tatort kamen, fuhren so dicht heran, dass Spuren und andere Beweise zerstört wurden. “Dabei waren diese Leute auf einem Tatort-Kurs und hätten wissen sollen, was zu tun war.”

Katanga, der Bauernsohn aus Shambyu in der Region Ost-Kavango, hat es weit gebracht. Letztes Jahr absolvierte er einen sechswöchigen Kurs über Verhaltensregeln am Tatort, und jetzt schult er Wildhüter des Umweltministeriums und der Hegegebiete.

Schon als Junge hatte er eine besondere Vorliebe für das Wild. Er erinnert sich, wie wunderlich es war, als er zum ersten Mal Elands in der Nähe seines Heimatdorfes sah. “Doch beim Naturschutz geht es nicht nur um den Schutz des Wildes”, sagt Katanga. “Es geht auch um die Menschen und ihr Verhältnis zu den natürlichen Ressourcen.” Sein Blick schweift in die raue Landschaft der Kunene-Region, die von den dunklen Regenwolken erst noch zum Grünen gebracht werden muss. Dort, wo er aufgewachsen ist, könne man im Busch Nahrung sammeln, weil die Menschen schonend mit der Natur umgehen, erzählt Katanga. Als sich 2004 die Gelegenheit bot, Wildhüter beim Umweltministerium zu werden, bewarb er sich sofort.

Zuerst kam ein Einführungskurs, dann folgte eine Schulung zur Rechtsdurchsetzung. Immer wieder kommt Katanga darauf zu sprechen, wie wichtig es ist, dass die Wildhüter für den Kampf gegen die Wilderei ausreichend gewappnet sind.

Er macht definitiv den Eindruck, dass er weiß, was Sache ist. Er trägt eine adrette Uniform und ist in einem Landcruiser nach Palmwag gekommen. Üblicherweise sei er mehr zu Fuß unterwegs, erklärt Katanga. Vor allem bei Vollmond streicht er auf der Suche nach verdächtigen Aktivitäten durch den Busch. Gelegentlich habe er Personen entdeckt, die nachts nichts im Busch zu suchen gehabt hätten und weggelaufen seien. Er hat im Busch ein R1 Gewehr dabei, denn „Vorsicht ist besser als Nachsicht”, sagt Katanga, der sich gerne als Volksfeind Nr. 1, oder vielmehr als der größte Feind der Wilderer, bezeichnet. Vor Ort zu sein, und sichtbar zu sein, habe erhebliche Abschreckungswirkung. Erst recht, wenn man dafür bekannt ist, Wilderer dingfest zu machen. Angesichts der enormen Größe der Regionen Kunene und Erongo ist Katango auf Informanten angewiesen. Da es höchst unwahrscheinlich ist, Wilderer zufällig auf frischer Tat zu ertappen, muss man Hinweisen nachgehen, um sie zu erwischen.

Katanga berichtet von einem Leoparden, der Gemeinschaftsfarmern in die Falle gegangen war. Ihr Esel war auf eine kommerzielle Farm geraten, und dort hatte ihn der Leopard erwischt. Daraufhin stellten ihm die Gemeinschaftsfarmer eine Falle und töteten ihn. Informanten führten Katanga zu der Hütte, wo das Leopardenfell versteckt war.

Hatten die Leute denn nicht das Recht, ihren Esel zu schützen? Katanga schüttelt den Kopf. “Zuerst kommt das Gesetz”, betont er. “Die Leute waren auf fremdem Grund und Boden, um den Leoparden zu fangen. Sie hätten sich mit dem Umweltministerium in Verbindung setzen sollen. Wir hätten ihn in einer besser geeigneten Gegend freigesetzt.”

Das Umweltministerium ist auf Farmen ebenso wie in Gemeinschaftsgebieten und den Nationalparks aktiv. Katanga hat die Schlüssel zu mehreren Farmen, die als Sachwalter Nashörner in ihrer Obhut haben. Wo er sich aufhält gehe die Wilderei zurück, sagt er. Kürzlich habe ein Farmer in der Erongo-Region einen Wilderer entdeckt, der am hellen Tag einen Oryx häutete. Da in solchen Fällen eher Vorsicht als Wagemut geboten ist, ließ der Farmer den Wilderer gewähren und rief Katanga an, der rund um die Uhr erreichbar ist. Als er eintraf, war der Wilderer verschwunden, aber seither hat es auf jener Farm keine weiteren Vorfälle gegeben.

Was also wird gebraucht – mehr Leute im Einsatz? “Ja”, sagt Katanga, “aber noch wichtiger ist Motivation, besonders in den Gemeinschaftsgebieten.” Er spricht mit den alten Naturschützern und kommt zum gleichen Schluss wie sie: kommunale Hegegebiete sind wunderbar, nur werden sie von Leuten verwaltet, die nicht zu Fuß im Veld unterwegs sind, die keine Beziehung zum Wild und zur Landschaft haben. “Man kann die Umwelt nicht vom Auto aus begreifen”, betont Katanga.

Aber er ist voller Hoffnung. Das Umweltministerium pflegt gute Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen wie SRT, WWF & IRDNC. Das Küstenmanagementprojekt NACOMA hat ihm einen Kühlschrank für sein Geländefahrzeug gespendet, damit er länger auf Patrouille unterwegs sein kann.

Er liebt das Dasein als Wildhüter. Er hat sich kürzlich als Jagdführer qualifiziert und wird demnächst die Berufsjägerprüfung ablegen. Er sieht keinen Widerspruch darin, dass er, der leidenschaftliche Naturschützer, zum Berufsjäger werden könnte. “Jäger erlegen nur einen geringen Anteil des Wildes in einem Gebiet,” erklärt er, “aber ihre Anwesenheit hält Wilderer fern.” Und die legale Jagd verschafft ländlichen Gemeinschaften ein Einkommen, während ihnen die Wilderei nichts einbringt.
Premierminister Hage Geingob bemerkte in einer Ansprache vor dem Verband der Berufsjäger in Namibia (NAPHA), dass es eine fast ausschließlich weiße Organisation sei. “Es kommt nicht darauf an, ob namibische Jäger schwarz oder weiß sind”, betont Katanga, “sondern ob sie professionelle Maßstäbe setzen, die dem restlichen Kontinent als Beispiel dienen können.”

Trotz düsterer Wolken will Katanga als Jäger und Naturschützer dafür sorgen, dass der Standard hoch bleibt.

„Schon als Junge liebte Katanga die Tiere der Wildnis. Er erinnert sich wie wunderlich es war, als er zum ersten Mal Elands sah.“

Victor Katanga ist zum Naturschützer des Jahres 2014 ernannt worden.

Napha würdigt mit diesem Preis den Einsatz eines Mitglieds der namibischen Gesellschaft für Natur und Umwelt.

Der Preis wird seit 2000 vergeben. Der erste Empfänger war Hanno Rumpf, der Staatssekretär im Umwelt- und Tourismusministerium.

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Dieser Artikel wurde erstmals in der 2015 Deutsch-Ausgabe von HUNTiNAMIBIA veröffentlicht.